Rewe-Chef: "Unverständlich, warum Schokoriegel mehr kostet als Schweinskotelette"

Fleisch in einem Supermarkt
Fleisch in einem SupermarktAPA/dpa/Armin Weigel
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Rewe-Österreich-Chef Haraszti will den Aktionsanteil zurückfahren und dafür die Regalpreise günstiger machen. Preisvergleiche der Arbeiterkammer ärgern ihn.

1+1 gratis, minus 25 Prozent auf vier Lieblingsprodukte und diverse Rabattpickerln machen den Lebensmitteleinkauf in Österreich zur ständigen Schnäppchenjagd. Hierzulande liegt der Aktionsanteil im Lebensmittelhandel bei 30 Prozent, in Deutschland macht er nur 10 Prozent aus. "Der Aktionsdschungel wird immer komplexer", sagte Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti. Damit soll Schluss sein.

Haraszti will den hohen Aktionsanteil bei Billa, Merkur & Co in den nächsten Jahren Schritt für Schritt zurückfahren. Geld, das sich Rewe bei den vielen Aktionen spart, könne dann stattdessen in den Regalpreis gesteckt werden, sagte der Handelsmanager am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Zu viele Vorschriften

Vergleiche der Arbeiterkammer, wonach identische Produkte in Deutschland günstiger seien als in Österreich, ärgern Haraszti. Der Aktionsanteil sei in Deutschland um ein Drittel geringer, auch die Lohnnebenkosten seien niedriger, Struktur und Logistik mit Österreich nicht vergleichbar. Auch die Industrie könnte einen größeren Beitrag leisten, räumte der Rewe-Österreich-Chef ein. Während die Margen in der Lebensmittelindustrie zweistellig seien, würden sie im Lebensmittelhandel bei nur ein bis drei Prozent liegen.

"Die Arbeiterkammer sagt, wir sind zu teuer. Die Landwirtschaft sagt, wir sind zu günstig. Recht machen kann man es eh niemandem", sagte Haraszti. Es sei aber grundsätzlich nicht verständlich, warum ein Schokoriegel mehr kostet als ein Schweinskotelette, meinte der Manager zur aktuellen Debatte um zu billiges Fleisch im Handel.

Von den vielen Vorschriften, die seine Branche gerade ereilen, hält der Rewe-Österreich-Chef wenig. Bei der von der Regierung geplanten verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln sei man ohnehin schon ein Vorbild. Hier sieht er andere eher in der Pflicht, etwa die Gastronomie. Die Herkunftskennzeichnung soll bei Produkten mit Fleisch, Ei und Milch gelten. Ähnlich hat sich Spar-Chef Drexel in einem "Presse"-Interview geäußert.

Eigenmarkenanteil von 21 Prozent

Um unabhängiger von der Industrie zu sein, wird der Handel immer mehr auch zum Produzenten. Rewe produziert Fleisch, Wein und Fertiggerichte teils in eigenen Werken. "Wir müssen uns Ressourcen sichern. Wir machen das aber auch, weil wir innovativer sind und speziell für uns Produkte machen wollen", sagte Haraszti. Quer über alle Schienen hat Rewe einen Eigenmarken-Anteil von 21 Prozent. Zum Vergleich: Bei Spar liegt dieser Anteil bei knapp 41 Prozent.

Im Match mit dem Wettbewerb räumte Haraszti Nachholbedarf ein. "Wir wollen Wachstumskaiser werden. Das waren wir in den vergangenen Jahren nicht." Rewe hatte 2017 einen Marktanteil von 34,3 Prozent, die Geschäftszahlen für 2018 werden Anfang April veröffentlicht. Spar gab am Donnerstag einen Marktanteil für 2018 von 31,9 Prozent bekannt, das war ein Anstieg um 0,7 Prozentpunkte.

Fortschritte gibt es laut Haraszti bei der Rewe-eigene Drogeriekette Bipa, die ja nach Umsatz- und Marktanteilsverlusten neu aufgestellt wurde. "Wir habe noch einen langen Weg vor uns, aber wir sind derzeit sehr zufrieden. Das Ergebnis war über Planung." Details will der Konzern im April präsentieren.

(APA)

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