Opel: Erster Gewinn seit 20 Jahren

Die „dunkle Periode“ bei Opel sei nun vorbei, sagt PSA-Konzernchef Carlos Tavares.
Die „dunkle Periode“ bei Opel sei nun vorbei, sagt PSA-Konzernchef Carlos Tavares.REUTERS
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Seit der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern herrscht bei dem Autohersteller ein strenger Sparkurs. Dieser zeigt erste Erfolge. Nun hat PSA Russland und die USA im Visier.

Wien. Im Jahr 1999 schickte sich Hermann Maier gerade an, seinen zweiten Gesamtweltcup zu gewinnen. Bill Clinton saß als US-Präsident im Weißen Haus, und wenn jemand von den rund 15 Prozent aller Österreicher, die bereits Zugang zum Internet hatten, in diesem etwas suchte, dann erfolgte die Websuche über Altavista, Lycos oder Yahoo. Denn Google war noch ein unbekanntes Start-up.

1999 war bisher auch das letzte Jahr, in dem der deutsche Autohersteller Opel schwarze Zahlen schreiben konnte. Seither setzte es bei den Jahresergebnissen immer einen Verlust. Zwischen 2000 und 2017 summierte sich das Minus dabei auf insgesamt rund 19 Mrd. Euro. Doch 2018 wurde diese Negativserie erstmalig wieder durchbrochen. Wie der neue Eigentümer der ehemaligen GM-Tochter, der französische PSA-Konzern (Peugeot Citroën) am Dienstag mitteilte, erzielte Opel im Vorjahr einen operativen Gewinn von 859 Mio. Euro. Die „dunkle Periode“ des Unternehmens sei damit zu Ende, so PSA-Chef Carlos Tavares.

„Blitz strahlt wieder kräftig“

„Der Opel-Blitz strahlt wieder kräftig. Opel ist wieder eine Gewinnermarke“, freute sich der deutsche Opel-Chef, Michael Lohscheller, in der Firmenzentrale in Rüsselsheim. Doch ganz so euphorisch zeigte sich sein Konzernchef Tavares in Paris nicht. Denn aufgrund eines Umsatzes von 18,3 Mrd. Euro erzielte Opel eine operative Rendite von 4,7 Prozent. Die beiden französischen Schwestermarken kommen hingegen auf einen Wert von 8,4 Prozent. Das dürfte auch für Opel das Ziel sein.

Dass Opel schon im ersten vollen Jahr nach der erst im August 2017 erfolgten Übernahme durch die Franzosen wieder in die Gewinnzone zurückkehrte, hatte sich in den vergangenen Monaten bereits angekündigt. Denn schon im Halbjahr zeigte der rigide Sparkurs von Tavares erste Erfolge. Im Rahmen des Programms hat Opel beispielsweise im Heimmarkt Deutschland 3700 von zuletzt 19.000 Arbeitsplätzen über Altersteilzeit, Frühpensionen oder Abfertigungen abgebaut. Die Fixkosten des Unternehmens gingen so um 30 Prozent zurück.

Das allein dürfte jedoch nicht reichen, um die von Tavares vorgegebenen Ziele zu erreichen. PSA setzt daher nun auch auf geografische Expansion. Konkret soll Opel wieder in Russland aktiv werden, von wo sich die deutsche Marke erst vor vier Jahren zurückgezogen hat. Damals wurde das Werk in St. Petersburg mit rund 2000 Beschäftigten, das erst wenige Jahre zuvor eröffnet worden war, wieder geschlossen. Ob es künftig wieder eine eigene Opel-Produktion in Russland geben wird, blieb am Dienstag aber noch offen.

Tavares kündigte allerdings an, dass auch die Aufteilung zwischen Opel-, Peugeot- und Citroën-Werken künftig nicht mehr gültig sei. Der Konzern sei ein „europäisches Unternehmen“, daher könnten künftig auch Opel in Frankreich und Peugeots in Deutschland von den Bändern rollen. Damit antwortete er auf die regelmäßige Forderung deutscher Gewerkschaften, eine mittelfristige Perspektive für die Opel-Werke in Deutschland abzugeben.

Auch im Opel Getriebe- und Motorenwerk in Wien Aspern herrscht unter den mehr als tausend Mitarbeitern nach wie vor Verunsicherung. Betriebsrat und Gewerkschaften sehen den Standort weiterhin in Gefahr. Vor zwei Wochen teilten sie mit, dass sie gegen einen bereits erfolgten Lohnverzicht klagen wollen, weil sich die Geschäftsführung nicht an Abmachungen gehalten habe.

Retour in die USA

Aber nicht nur Opel soll laut Tavares international expandieren, auch für Peugeot und Citroën hat der gebürtige Portugiese Pläne. So soll Peugeot nach gut einem Vierteljahrhundert in die USA zurückkehren. Ab 2026 sollen Fahrzeuge entweder aus Europa oder aus China nach Nordamerika geliefert werden. Vom einstigen Scheitern oder den Problemen von VW bei den Autos seiner namensgebenden Massenmarke lässt er sich dabei nicht abschrecken. Und auch Citroën soll einen neuen Markt erschließen. Für die zweite französische Konzernmarke hat Tavares als Ziel Indien auserkoren. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2019)

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