Oft ist der Tod gemeint, wenn vom Schlaf die Rede ist. Manche Protagonisten schlummern aber - und das gern lange.
Nein, "The Big Sleep" (1939) ist kein ausgiebiger Schlaf, wie man vermuten möchte. Raymond Chandler meint damit in diesem hoch komplexen Krimi ganz einfach den Tod. Mit der üblichen Phase der Erholung hat auch Robert Schneiders Roman "Schlafes Bruder" (1992) nur in paradoxer Form zu tun. Der Bruder von Hypnos ist eine der unheimlichsten Figuren der griechischen Mythologie. Gott Thanatos bringt den Menschen den Tod. Ihm strebt auch Schneiders Protagonist zu. Der hochbegabte Musiker Johannes Elias Alder beschließt aus Liebesschmerz, seinem Leben ein Ende zu setzen, nachdem er zu Bachs Choral "Komm, o Tod, du Schlafes Bruder" ergreifend improvisiert hat. Alder hatte einmal gehört, dass ein Liebender niemals schlafe. Also bleibt er wach, so lange er kann, isst Tollkirschen, um nicht einzuschlafen. So stirbt er hin.
Auch beim japanischen Autor Haruki Murakami, der vom Thema Schlaf besessen zu sein scheint, geht es eher um den Mangel daran. Im Bändchen "Schlaf" (2009) behauptet die zwischen Traum und Wirklichkeit wandelnde Ich-Erzählerin, bereits siebzehn Tage nicht geschlafen zu haben.