Äthiopien: Drei Österreicher starben bei Flugzeugabsturz

Das riesige Trümmerfeld in Bishoftu, nachdem die Boeing 737 am Sonntag aufgeschlagen war.
Das riesige Trümmerfeld in Bishoftu, nachdem die Boeing 737 am Sonntag aufgeschlagen war. (c) REUTERS (TIKSA NEGERI)
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Unter den 157 Opfern einer abgestürzten Boeing 737 befinden sich auch drei Ärzte aus Linz.

Kapstadt/Wien. Beim Absturz einer Passagiermaschine in Äthiopien sind am Sonntag auch drei Fluggäste aus Österreich ums Leben gekommen. Es handelt sich um drei an Linzer Kliniken tätige Ärzte, die von Addis Abeba nach Nairobi und von dort weiter nach Sansibar reisen wollten. Der Absturz der Boeing 737-8 Max der „Ethiopian Airlines“ kostete sämtlichen 157 Insassen das Leben – 149 Passagieren aus 33 Nationen und acht Besatzungsmitgliedern.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ebenso wie die oberösterreichischen Landespolitiker zeigten sich bestürzt über die Nachrichten aus Äthiopien und sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Das tat auch Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed. Er machte sich am Sonntag persönlich ein Bild von dem Trümmerfeld in der Nähe der Stadt Bishoftu, etwa 50 Kilometer südlich von Addis Abeba gelegen.

Bei der Unglücksmaschine handelte es sich um eine beinahe neue Boeing Max, die nach Angaben der Datenbank „Planespotters“ erst im November ausgeliefert worden war. „Ethiopian Airlines“ teilte mit, der Kapitän habe über Funk kurz nach dem Start von Problemen berichtet, ihm sei erlaubt worden umzukehren. Dann riss plötzlich die Funkverbindung ab, nur sechs Minuten nach Beginn des Fluges in Addis Abeba.

Im vergangenen Oktober war ein Flugzeug des gleichen Typs ebenfalls kurz nach dem Abflug in Indonesien abgestürzt, auch damals starben alle Insassen. Die Firma Boeing äußerte sich „tief bestürzt“ und kündigte die Entsendung eines technischen Teams nach Äthiopien zur Aufklärung des Absturzes an. Die 737-8 Max war erst im Jahr 2016 auf den Markt gekommen.

Für „Ethiopian Airlines“ ist es der wohl schlimmste Tag in der Geschichte des Unternehmens. Die seit einigen Jahren größte Fluggesellschaft Afrikas hat eine recht gute Reputation in Sicherheitsfragen, wenngleich 2010 bei einem Absturz 90 Menschen im Mittelmeer starben. 1996 waren nach einer Entführung bei einer Wassernotlandung 123 der 175 Insassen an Bord getötet worden.

In den vergangenen Jahren hatte der Dachverband der Fluggesellschaften, die „International Air Transport Association“ (IATA), Afrika insgesamt für erhebliche Verbesserungen der Flugsicherheit gelobt. Drei Jahre lang hatte es dort keine Unfälle mehr von größeren kommerziellen Passagierflugzeugen gegeben. 2018 gab es auf alle Flüge bezogen, also inklusive kleinerer Propellermaschinen, 2,71 Unfälle pro einer Millionen Flüge – in den fünf Jahren zuvor hatte die Quote noch 6,8 betragen. Global liegt der Wert aktuell bei 1,35.

Rückschlag für „Ethiopian Airlines“

Für Afrika sind die Verbesserungen im Vergleich zu den 1990er-Jahren beeindruckend. Damals gab es Jahre, in denen der Kontinent zwei Drittel aller weltweit bei Flugzeugabstürzen Getöteten verbuchte, obwohl hier nur drei Prozent des weltweiten Flugverkehrs stattfand. Experten führen die verbesserte Luftfahrtsicherheit auf effektivere Anwendung internationaler Standards, bessere Regulierung und modernere Flugzeugflotten zurück.

Noch immer stellt Afrika lediglich rund drei Prozent der weltweiten Passagiere. Die IATA sieht den Kontinent allerdings als eine der Regionen mit dem größten Wachstumspotenzial an. Für die nächsten beiden Jahrzehnte sei ein jährliches Wachstum von fünf Prozent realistisch. Zuletzt hatten mehrere afrikanische Länder Visa-Regulierungen gelockert.

Die hohe Verschuldung von staatlichen Fluglinien wie „South African Airways“ oder „Kenyan Airways“ hält jedoch viele afrikanische Länder vor Investitionen im Luftfahrtsektor ab. „Ethiopian Airlines“ hatte dagegen seit dem Jahr 2011 stetig Gewinne vermeldet und die beiden Konkurrenten überholt. Die Zahl der verkauften Tickets verdreifachte sich beinahe zwischen den Jahren 2010 und 2017.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2019)

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