Für Österreich zum Song Contest: „Die Alarmglocken haben geläutet“

Paenda blickt nicht immer so ernst – kurz vor dem Song Contest ist sie entspannt.
Paenda blickt nicht immer so ernst – kurz vor dem Song Contest ist sie entspannt.(c) Michele Pauty (Michele Pauty)
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Musikerin Paenda über den Hintergrund ihres Beitrags, ihr erstes eigenes Lied und darüber, was sie tun wird, wenn sie aus Tel Aviv zurückkommt.

Eines fällt recht bald auf: Paenda lacht viel, zum Beispiel, wenn sie über den allerersten Song erzählt, den sie je geschrieben hat. „Ich glaube, das war mit zwölf, im Skikurs, ich könnt ihn sogar noch singen“, sagt die 31-Jährige mit einem leicht steirischen Einschlag und trällert etwas von „Life in the grass in the sun . . .“. „Irgendetwas, was einem halt so eingefallen ist.“ Und lacht wieder drauflos.

Dafür, dass Gabriela Horn – ihr Künstlername Paenda komme daher, dass sie nach dem Aufstehen aussehe wie ein Panda – Österreich in wenigen Wochen beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv vertreten wird, ist sie überraschend tiefenentspannt. Und das, obwohl die Teilnahme dort gehörig schiefgehen kann, wie der eine oder andere Musiker bewiesen hat.

„Wenn mich von den 200 Millionen Menschen, die da zuhören, auch nur 10.000 superklass finden, dann habe ich 10.000 mehr erreicht, als wenn ich nicht hingefahren wäre“, sagt die Elektropop-Musikerin. „Und die Tatsache, dass ich das mache, was mich am glücklichsten macht, die kann mir keiner nehmen. Ich bin ja schon Musikerin. Egal, welchen Platz ich in Tel Aviv belege, ich komme zurück und mache weiter meine Musik.“

Die eigenen Grenzen erkennen

Musik hat die Frau mit den blauen Haaren ihr Leben lang gemacht. Mit sechs Jahren begann sie, in Deutschlandsberg im Chor zu singen, später war sie Sängerin in diversen Bands von Metal bis Jazz, meistens Pop-Rock. Nach der Matura studierte sie nach einem kurzen Zwischenspiel in der Psychologie Pop- und Jazzgesang und arbeitet auch als Gesangslehrerin. Voriges Jahr erschien ihr Debütalbum, „Evolution I“, in zwei Wochen ihr zweites: „Evolution II“, wie sie lachend erzählt. „Ja, ich bin so pragmatisch.“

Auf Tel Aviv bereitet sie sich vor wie auf andere Shows, mit einem Unterschied: „Ich lege noch mehr Wert auf das Gefühl für das Lied. Ich muss voll in dem Song drinnen sein, sonst funktioniert er halt gar nicht.“ In der Elektroballade „Limits“ geht es freilich nicht um Klassiker wie Liebe oder Herzschmerz. Sondern darum, die eigenen Grenzen zu erkennen, die man auf Druck der Gesellschaft mitunter überschreitet – eine Erfahrung, die die Musikerin auch selbst gemacht hat.

Sie tendiere dazu, dauernd zu arbeiten, sie vernachlässige Privates und Zeit für sich selbst. „Mein Körper hat oft geschrien, die Alarmglocken haben geläutet.“ Vor allem als Produzentin – in einer Männerdomäne – habe sie das Gefühl gehabt, alles müsse perfekt sein, sie müsse immer stark sein, dürfe sich keinen Fehler erlauben. „Irgendwann war ich ausgebrannt.“ Und habe dann angefangen, darüber zu reden, sich eingestanden, dass sie auch nur ein Mensch sei. Und gelernt, Auszeiten zu nehmen. Das neue Album beinhaltet ähnliche Themen: Wer bin ich, was denken die anderen über mich – und auch: Was lasse ich mit mir geschehen? „Ich kann nicht ständig hergehen und den anderen die Schuld geben“, sagt die Musikerin. „Ich beschäftige mich auch viel damit, was man aussendet und was zurückkommt.“

Die Klänge holen die Worte heraus

Beim Songschreiben seien oft zuallererst die Klänge da – und erst danach die Melodie und die Lyrics. „Das holt mich dann in das Gefühl hinein und saugt die Worte aus mir heraus.“ Daher habe sie sich in den vergangenen Jahren wohl auch ins Produzieren hineingetigert, ihr zweites Album hat sie allein produziert. „Ich wollte das lernen, damit ich meine Visionen umsetzen kann, ohne Umwege zu nehmen.“ Wenn sie solche Soundwelten erschaffe, wie sie es nennt, vergesse sie auch wirklich Zeit und Raum. „Ich komme regelmäßig zu spät, wenn ich vorher Songs geschrieben habe“, sagt sie. Und lacht wieder.

ZUR PERSON

Paenda ist der Künstlername von Gabriela Horn (31) – weil sie nach dem Aufstehen aussehe wie ein Panda. Wie das englische Wort für Panda wird der Name auch ausgesprochen. Im Mai vertritt die in Wien lebende Steirerin Österreich mit der Elektroballade „Limits“ beim Song Contest in Tel Aviv. Davor, am 26. April, erscheint Paendas zweites Album, „Evolution II“, das sie am 23. April in der Grellen Forelle präsentiert.

Web:www.paendaofficial.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2019)

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