Die Senatoren bezichtigen die Goldman-Banker, zur Entstehung der verheerenden Immobilienblase beigetragen und dann von ihrem Platzen profitiert zu haben.
Im Streit um die Rolle von Goldman Sachs in der Finanzkrise haben sich Manager der Investmentbank und US-Senatoren einen heftigen Schlagabtausch geliefert. "Wir haben keine Pflicht, die Investoren zu beraten", antwortete der inzwischen unter Betrugsverdacht stehende Bondhändler Fabrice Tourre am Dienstag den Volksvertretern, die in einer hitzigen Anhörung auf die Offenlegung aller Informationen zu den Finanzprodukten des Hauses pochten. Pflicht der Bank sei es vielmehr, Wertpapiere ihrer Kunden zu kaufen und zu verkaufen.
Auch Dan Sparks, früherer Chef der Hypotheken-Abteilung bei der Investmentbank, wich dem Drängen der Senatoren aus. In einem Wortwechsel mit dem Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, Carl Levin, distanzierte er sich schließlich nur von der Wortwahl seiner Chefs. "Ich würde das Geschäft nicht so bezeichnen", sagte er kleinlaut, nachdem ihm Levin ein bankinternes E-Mail um die Ohren gehauen hatte. In dem Schreiben wird der Verkauf eines bestimmten Finanzprodukts als "beschissenes Geschäft" für Investoren bezeichnet. Levin wiederholte das Zitat mindestens ein halbes Dutzend Mal. Bankchef Lloyd Blankfein sollte im späteren Verlauf der Anhörung zu Wort kommen.
Der Senatsausschuss untersucht eigentlich die Ursachen der Finanzkrise, die Anhörung steht inzwischen jedoch ganz im Zeichen der SEC-Klage gegen Goldman Sachs. Die US-Börsenaufsicht wirft dem mächtigen Institut vor, Großinvestoren 2007 bei der Vermarktung des Finanzprodukts Abacus getäuscht zu haben - darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB. Die Senatoren bezichtigen die Goldman-Banker, zur Entstehung der verheerenden Immobilienblase beigetragen und dann von ihrem Platzen profitiert zu haben.
Anklage "kategorisch" zurückgewiesen
Der 31-jährige Tourre wies die Vorwürfe bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Betrugsanklage "kategorisch" zurück. Weder er persönlich noch Goldman Sachs hätten Anleger in die Irre geführt, sagte der inzwischen zwangsbeurlaubte Manager.
"Nicht gegen Kunden gewettet"
Tourre erklärte, die IKB sei auf dem Gebiet der verbrieften Hypothekenkredite eine der erfahrensten Investoren der Welt gewesen. Das Finanzprodukt sei entgegen der Anklage nicht absichtlich so zusammengestellt worden, dass es an Wert verlieren sollte. Goldman habe zudem kein wirtschaftliches Interesse an einem Wertverfall gehabt. Auch Blankfein betonte in einer für die Anhörung vorbereiteten Erklärung, sein Haus habe vor dem Ausbruch der Finanzkrise nicht massiv auf einen Verfall der Immobilienpreise gesetzt "und sicherlich nicht gegen seine Kunden gewettet".
Die Senatoren konfrontierten die Goldman-Manager mit mächtigen Ordnern voller E-Mails und anderer interner Mitteilungen, die sie als Beweis für ihre Vorwürfe vorbringen. Der Anhörungssaal war gestopft voll. Goldman Sachs und die Handelspraktiken des Geldhauses stehen im Rampenlicht der Vorwürfe gegen Finanzmarkthändler vor und während der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten.
(Ag.)