Times-Square-Bomber gesteht

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US-Bürger pakistanischer Herkunft vor Flucht aus New York in Flugzeug gefasst.

Wien/New York. Der Zugriff erfolgte im letzten Moment: Faisal Shahzad war schon an Bord des Emirates-Jets mit der Flugnummer 202, der ihn von New Yorks Hauptflughafen JFK nach Dubai hätte bringen sollen. Der Jetway (die Andockbrücke für Flugzeuge, vulgo „Rüssel“) war zurückgezogen, das Flugzeug startklar. Um ein Haar wäre Shahzad die Flucht in seine alte Heimat Pakistan geglückt, sein Gepäck war bis Islamabad durchgecheckt.

Doch der Pilot wurde zum Gate zurückbeordert – und für Shahzad klickten kurz vor Mitternacht die Handschellen: Er ist jener Mann, der eine potenziell tödliche Autobombe gebastelt und am Times Square platziert hatte (sie war in der Nacht auf Sonntag entdeckt worden, als Rauch aus einem geparkten Nissan Pathfinder, aufstieg). Das hat er bereits gestanden. Weiters bekundete er im Verhör, ein Einzeltäter zu sein.

Laut Emirates wurden zwei weitere Passagiere zunächst in Gewahrsam genommen. Von ihnen war in den Mitteilungen der US-Behörden aber nicht die Rede. Ob sie in den versuchten Anschlag verwickelt sind, blieb unklar.

Erst vor einem Jahr eingebürgert

Die Festnahme nur 48 Stunden nach dem Anschlagsversuch ist zwar ein großer Erfolg für die Ermittler. Sie hätten den Zugriff freilich gerne hinausgezögert, um etwaigen Komplizen und Kontaktleuten auf die Spur zu kommen, wie CNN unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete.

Der 30-jährige Shahzad stammt aus Pakistan und wurde erst vor einem Jahr US-Bürger. Eine einstige Nachbarin erzählte, dass er mit Frau und zwei Kindern ein zurückgezogenes Leben führte und jeden Morgen gut gekleidet zur Arbeit ging. An die Wall Street, wie er sagte. Vergangenes Frühjahr zog er aber aus. Auch damals bestieg er ein Flugzeug nach Dubai und kehrte angeblich erst im heurigen Februar wieder zurück. Dazwischen dürfte er in Pakistan gewesen ein. Er war in der südlichen Hafenstadt Karachi gemeldet, hielt sich aber offenbar auch in Peshawar auf. Seine Familie stammt aus dem Nordwesten, einer notorischen Islamisten-Hochburg.

Dass die Bombe, die ein Blutbad am nächtlich belebten Times Square anrichten hätte können, nicht zündete, ist auch für die Ermittler ein Glücksfall, die reichlich Beweismaterial sammeln konnten.

Umständlicher Mechanismus

Erste Expertenanalysen geben der Einschätzung von New Yorks Bürgermeister, Michael Bloomberg, recht, wonach „Amateure“ am Werk gewesen seien: Der Zündmechanismus sei umständlich gewesen, legt etwa Alec Barker in der Onlineausgabe von „Foreign Policy“ dar, zudem sei ein völlig ungeeigneter Dünger verwendet worden (bestimmte Düngemittel sind ein wichtiger Bestandteil von Bomben, die aus frei erhältlichen Bestandteilen gebastelt werden).

Im Unterschied zu letzten vereitelten Attentaten in den USA – der „Weihnachtsbomber“ Omar Farouk Abdulmoutallab und das Komplott des in den USA lebenden Afghanen Najibullah Zazi gegen die New Yorker U-Bahn, beide 2009 – hatte Shahzad keinen Selbstmordanschlag im Sinn.

Sollte sich die Spur nach Pakistan erhärten, würde das die dortige Regierung stark unter Druck setzen. Sie ging zwar punktuell gegen Jihadisten vor, übte gerade in deren Hochburg Nord-Waziristan aber bisher Zurückhaltung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2010)

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