Nachlässigkeit hätte Times-Square-Bomber fast Flucht ermöglicht.
Wien/New York (hd, ag.). Faisal Shahzad, der geständige Times-Square-Bomber, hat es den Ermittlern leicht gemacht, auf seine Spur zu kommen: Zunächst versäumte er, am Motor jenes geländegängigen Nissan, den er in eine Bombe verwandelt hatte, die Identifikationsnummer zu entfernen. Über diese Nummer war die Vorbesitzerin des Wagens rasch ausgeforscht – und mit der hatte Shahzad per E-Mail kommuniziert. Die US-Bundespolizei FBI wusste also rasch, nach wem sie suchen musste.
Dennoch wäre Shahzad um ein Haar die Flucht in sein Geburtsland Pakistan gelungen, denn bei der Fahndung gab es gleich zwei schwere Pannen. Zunächst verlor ihn das Überwachungsteam des FBI am Montag aus den Augen, so konnte der Möchtegern-Attentäter, dessen Bombe wegen ihrer offenbar amateurhaften Bauweise nicht zündete, unerkannt zum New Yorker Flughafen J. F. K. gelangen.
Dort kaufte er mit Bargeld bei der Fluggesellschaft Emirates ein zuvor reserviertes Ticket nach Pakistan. Da hätten die Alarmglocken schrillen müssen, denn Shahzad war kurz zuvor auf eine Flugverbotsliste gesetzt worden. Die Behörden hatten die Fluggesellschaften von dem Update in Kenntnis gesetzt, Emirates dürfte dies jedoch nicht mitvollzogen haben. So gelangte der Gesuchte problemlos ins Flugzeug. Dass er dennoch gefasst wurde, liegt an einem letzten Sicherheitsnetz: Kurz vor Abflug wurde die endgültige Passagierliste routinemäßig an die Zoll- und Grenzbehörden geschickt. Dann ging alles ganz schnell, Shahzad wurde aus dem startklaren Jet geholt. Zwei ebenfalls zunächst festgehaltene Fluggäste wurden später wieder freigelassen.
Die US-Behörden reagierten sofort auf die Panne und kündigten neue Regeln für das Abgleichen der Flugverbotslisten an.
Ausbildung in Waziristan
Shahzad wurde mittlerweile wegen Terrorismus angeklagt. Bei einer Verurteilung droht dem erst vor einem Jahr in den USA eingebürgerten Mann lebenslange Haft. Im Brennpunkt der Ermittlungen steht nun eine Verbindung zu Jihad-Gruppen in Pakistan. Im vergangenen Jahr verbrachte er mehrere Monate dort und soll in Waziristan, einer Hochburg militanter Islamisten, Unterweisungen im Bombenbau erhalten haben; die pakistanischen Taliban haben sich rasch zu dem versuchten Anschlag bekannt. Sollte sich dies bestätigen, wäre es das erste Mal, dass diese Gruppe außerhalb der Landesgrenzen zugeschlagen hätte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2010)