Meine Kindheit berührte Niki Lauda weniger als Held der Nation denn als Schutzpatron aller Schulschwänzer. Von seiner Liebe zum Panierten bis zur Härte zu sich selbst – eine persönliche Erinnerung.
An einem Sonntag im Juli 1976 besuchte uns Niki, ich ging mit ihm die Zeitungen holen, dann gab's Mittagessen. Es war das Jahr eines Zweikampfes in der Formel 1, der gern epochal genannt wird, für einen tadellosen Hollywoodfilm („Rush“, 2013) reichte es jedenfalls locker: James Hunt gegen Niki Lauda, Feuerunfall auf dem Nürburgring – die Vorlage fürs Drehbuch hieß „Protokoll“(1985), etwas bewegter in der Übersetzung: „To Hell and Back“. Die Wiederauferstehung des beinah Toten; der eine verliert fast sein Leben (und zweifellos Lebensjahre), der langhaarige Sunnyboy gewinnt am Ende, alles sagenhaft knapp.
Weniger dramatisch war dieser Sonntag einige Wochen vorher, vor allem für den Fünfjährigen: „Krone“ und „Kurier“ (wie immer), dann Schnitzel (auf Wunsch des Gastes); es fiel bloß das Ritual des Formel 1-Schauens aus, weil ja Niki bei uns im Wohnzimmer saß, und beides zusammen war im Österreich jener Tage kaum denkbar. Vielleicht erinnert sich mein älterer Bruder noch: Er erzählte es am nächsten Tag in der Schule, und keiner hat's ihm geglaubt. Niki war im Vorjahr Formel 1-Weltmeister geworden, und Kappe trug er höchstens auf dem Podium.