Die Angst vorm neuen Hausmeister

Angst vorm neuen Hausmeister
Angst vorm neuen Hausmeister(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Kommen mit dem „Hausbesorger neu“ Mehrkosten auf Mieter und Mehraufwand auf Hausverwaltungen zu? Immobilienprofis diskutieren.

Viele Wiener hätten gerne wieder einen Hausbesorger. Und dieser Wunsch, der bei der Volksbefragung im Februar immerhin mit 84Prozent der Stimmen untermauert wurde, soll rasch umgesetzt werden – am besten noch vor der Wien-Wahl. Erste Ideen aus dem Sozialministerium stoßen allerdings bei Immobilienfachleuten auf Skepsis: Sie bedeuten Mehrarbeit für Verwalter und Mehrkosten für Mieter, ist das Resümee eines Round Table von Verwaltern, Eigentümern und Reinigungsfirmen.

Zur Erinnerung: Das Hausbesorgergesetz wurde im Jahr 2000 abgeschafft. Seither dürfen nur „Hausbetreuer“ angestellt werden. Sie sind „normale“ Angestellte und machen denselben Job – nur dürfen sie aufgrund einer „Rechtslücke“ den Winterdienst nicht verrichten. Denn als Angestellte würden sie bei heftigem Schneefall am Wochenende womöglich gegen das Arbeitsruhegesetz verstoßen (siehe nebenstehenden Artikel).

Künftig ein Lehrberuf?

Der „Hausbesorger neu“ soll auch am Wochenende arbeiten dürfen und gleichzeitig als Mediator und „technischer Rettungssanitäter“ fungieren. Er soll den bisherigen „Hausbetreuer“ ersetzen, muss aber nicht unbedingt eine Dienstwohnung bekommen, so sieht es der Gesetzesentwurf vor. Außerdem soll daraus ein Lehrberuf werden.

„Für die Mieter kommt ein Hausbesorger teurer“, meint dazu Udo Weinberger, Präsident des Verbandes der Immobilientreuhänder (ÖVI). Studien hätten ergeben, dass die Hausreinigung dadurch doppelt so viel kosten würde. Die Betriebskosten in Häusern mit Hausbesorgern liegen demnach bei 1,80Euro je Quadratmeter und Monat, in jenen ohne bei 1,30Euro. Ob die Mieter das zahlen wollen, soll durch Abstimmung geklärt werden. Dass sie die Mehrkosten mit Freude tragen würden, wird bezweifelt. „Freilich hätte jeder gerne einen Chauffeur“, kommentiert Oliver Attensam von der gleichnamigen Reinigungsfirma das Ergebnis der Volkbefragung. In Bezug auf den Hausbesorger ließ er die Mieter befragen: „Nur 9,9 Prozent würden die Mehrkosten tatsächlich in Kauf nehmen.“ Der „Hausbesorger neu“ hätte auch eine Schlichtungsfunktion. „Den Bewohnern geht es aber nicht um einen Mediator“, mutmaßt Weinberger. „Sondern um einen Hauspolizisten, der anklopft, wenn jemand nach 22Uhr Gitarre spielt.“ Diese Idealvorstellung sei allerdings unrealistisch. Denn „die Bereitschaft, seine Kompetenz bei eigenen Vergehen zu akzeptieren, ist nicht da“, weiß der Wiener Fachgruppenobmann Oliver Brichard. Conwert-Vorstand Thomas Rohr ergänzt: „Den ,Blockwart‘ hatten wir schon einmal, den will niemand.“

Schwierige Mitarbeitersuche

Dass Hausbesorger durchaus die „rechte Hand des Eigentümers“ sein können, wird am Beispiel Buwog klar: „Bei uns teilen die Hausbesorger unter anderem die letzte Mahnung aus“, sagt Daniel Riedl, Buwog-Chef und Immofinanz-Vorstand. Seine insgesamt 230 Hausbesorger seien gut organisiert, der Betriebsrat veranstalte beispielsweise Weiterbildungskurse.

Stichwort Ausbildung: Man fürchte sich „überhaupt nicht“ vorm „Hausbesorger neu“, sagt Attensam – geeignete Mitarbeiter zu finden, sei jedoch schwierig. Unter seinen über tausend Mitarbeitern habe noch kein einziger den Lehrberuf Gebäudereinigung abgeschlossen. Sollen nun neue Hausbesorger forciert werden, hätten die Hausverwalter ein massives Problem, sagt Brichard. Der Worst Case: „Wir wären gezwungen, hunderte Hausmeister zu finden.“ Aber: „Die Leute würden das nur als Nebenjob machen.“ Leben könne man nicht davon, in kleineren Anlagen sei selbst die Mindestsicherung höher als das Hausbesorger-Salär. Und die Dienstwohnung? „Ist heute eher eine Belastung“, meint Weinberger, bestehende Wohnungen seien oft zu klein und schlecht gelegen.

Dennoch, die Menschen wünschen sich mehr Betreuung, und die Reinigungsfirmen sehen sich berufen: „Vor fünf Jahren waren tägliche Kontrollgänge die Ausnahme, heute bieten wir so etwas auch an“, sagt Attensam, der heuer zudem 250.000 Euro in eine „Benimmschule“ für Mitarbeiter investiert. In vielen Häusern ist den Mietern dennoch ein „einquartierter“ Hausbesorger lieber. Dort, „wo die Bruttomiete so niedrig ist, dass das Hausbesorgerentgelt ohnehin Platz hat“, sagt Riedl. Indes prescht Conwert mit einem anderen Konzept vor. „In drei Häusern werden wir einen Concierge-Dienst etablieren“, sagt Rohr, „gegen sehr hohes Entgelt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2010)

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