Deutschland beschloss härtere Regeln für Abschiebungen

imago images / Emmanuele Contini
  • Drucken

"Einer Pflicht zur Ausreise muss auch eine tatsächliche Ausreise folgen“, sagt Innenminister Seehofer.

Nach einer emotionalen Debatte voller Zwischenrufe und persönlicher Angriffe hat der deutsche Bundestag am Freitag ein Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht beschlossen.

Dabei geht es darum, dass es abgelehnten Asylbewerbern erschwert werden soll, sich einer angeordneten Abschiebung zu entziehen. Für das Vorhaben stimmten 372 Abgeordnete. 159 Abgeordnete lehnten den Entwurf ab. 111 Parlamentarier enthielten sich. Innenminister Horst Seehofer betonte: "Einer Pflicht zur Ausreise muss auch eine tatsächliche Ausreise folgen."

„Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ 

Das "Geordnete-Rückkehr-Gesetz" sieht auch den neuen Status einer "Duldung für Personen mit ungeklärter Identität" vor. Ihn soll erhalten, wer seine Abschiebung durch Täuschung der Behörden zu verhindern versucht. Beschlossen wurde ebenfalls das Gesetz zum Datenaustausch für aufenthalts- und asylrechtlichen Zwecke. Schließlich billigten die Abgeordnete auch das Gesetz, mit dem die Regelung Wohnsitzauflagen für anerkannte Asylbewerber entfristet wird. Dadurch sollen Ghettobildungen verhindert werden.

Die Gesetze sind Teil eines Pakets zur Migration, zu dem auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz gehört. Über dieses wollen die Abgeordneten ebenfalls noch am Freitag abstimmen.

Linke und Grüne warfen den an der Regierung beteiligten Sozialdemokraten (SPD) vor, sie hätten sich aus Machtkalkül und gegen die eigene Überzeugung für den Gesetzentwurf entschieden. Dieser senkt die Hürden für ein Abschiebegewahrsam und erlaubt eine Unterbringung von Abschiebehäftlingen in normalen Gefängnissen. Die Grünen-Abgeordnete Filiz Polat sprach von einem "schwarzen Tag für die Demokratie".

Der Koalition aus Christdemokraten und SPD geht es mit dem Gesetz im Kern darum, die Befugnisse von Polizei und Ausländerbehörden in Deutschland so auszuweiten, dass weniger Abschiebungen scheitern. Unter anderem soll es Sanktionen für abgelehnte Asylbewerber geben, die eine falsche Identität angeben oder die Beschaffung von Reisedokumenten hintertreiben.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Dauerhaft will keiner der Interimschefs den Job machen, also weder Manuela Schwesig noch Malu Dreyer oder Thorsten Schäfer-Gümbel.
Außenpolitik

Die SPD bekommt eine Doppelspitze - aber erst im Advent

Erstmals sollen die Mitglieder über ein mögliches Führungsduo entscheiden. Jetzt fehlen nur noch die Kandidaten.
Wer hat künftig das Sagen in der SPD? Aktuelle melden sich Stimmen aus der Vergangenheit zu Wort.
Außenpolitik

SPD-Krise: Neun Ex-Parteichefs "in sehr großer Sorge"

Neun Frühere Vorsitzende wenden sich an ihre Partei. Sie fürchten "existenzielle Folgen" für Partei und Land durch die SPD-Krise.
Thorsten Schäfer-Gümbel, Manuela Schwesig und Malu Dreyer führen die SPD interimistisch - angesichts der Umfragewerte wenig verwunderlich, dass alle drei ausschließen, dauerhaft die Führung der Bundespartei zu übernehmen.
Außenpolitik

Elf Prozent: Neue Umfrage, neues Rekordtief für die SPD

Die Union hält sich stabil, bleibt im Trendbarometer aber hinter den Grünen. Die AfD liegt auf dem dritten Platz.
Außenpolitik

Deutschland: „Das ist eine Zäsur in der Migrationspolitik“

Mit einem Gesetzespaket regelt die Große Koalition in Deutschland die Asyl- und Zuwanderungspolitik neu. Einiges davon ist umstritten - ebenso wie ein Videomitschnitt von Innenminister Seehofer.
Außenpolitik

Jeder zweite Deutsche wünscht sich Grünen Kanzlerkandidaten

25 Prozent möchten Grünen-Chef Habeck als Merkel-Nachfolger sehen

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.