Kult

Die Riten des Rock

Schweben, bis Sicherheitskräfte einen wieder herunterfischen: Crowdsurfing ist beim Publikum vieler Bands beliebt. Es gibt aber auch sehr spezifische Fanrituale.
Schweben, bis Sicherheitskräfte einen wieder herunterfischen: Crowdsurfing ist beim Publikum vieler Bands beliebt. Es gibt aber auch sehr spezifische Fanrituale.Christophe Gateau / dpa / picturedesk.com
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Sie werfen Schuhe, Zuckerln und Unterwäsche, setzen sich kollektiv hin oder zeigen jubelnd ihre Brüste: Fans, die von Konzert zu Konzert, von Festival zu Festival Traditionen weitergeben, die auf Außenstehende durchaus befremdlich wirken können.

Im Mai 2004 ereignete sich in der Wiener Arena etwas, was unter dem Titel „Titteninferno“ in die Geschichte der deutschsprachigen Rockmusik eingehen sollte. Wobei man sagen muss: Es war nicht das erste Mal, dass Zuschauerinnen bei einem Konzert der deutschen Band Die Ärzte ihre Oberkörper entblößten. Schon in den 1990er-Jahren hatte die Band am Ende eines bereits vierstündigen Konzerts die – vermutlich nicht ganz ernst gemeinte – Drohung ausgesprochen, die Bühne zu verlassen, es sei denn, es würden Brüste gezeigt. Für jedes Paar eine Zugabe: Was fortan immer wieder bei Ärzte-Konzerten praktiziert wurde, erreichte 2004 in Wien einen nachhaltigen Höhepunkt.

Immer noch werden Wien-Konzerte – und überhaupt Österreich-Konzerte – der Ärzte mit nackten Brüsten assoziiert. In Internetforen versprechen Fans einschlägige Anblicke, sollte die Band nur bald wieder nach Österreich kommen. Und auch die Band selbst kokettiert in Interviews und auf der Bühne immer wieder mit dem Ritual – und schafft es wunderlicherweise, dabei diskret genug zu bleiben, um nicht unter Sexismusverdacht zu kommen. „Ich gebe zu, das ist auch eine schöne Art von Applaus“, verkündete Gitarrist Farin Urlaub 2012 in der Wiener Stadthalle: „Es können gern alle mitmachen.“

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