Geschichte

Das Ende des Eisernen Vorhangs

„Nur“ eine Inszenierung, aber sie machte Weltgeschichte: Die Außenminister Alois Mock und Gyula Horn (v. l.) durchschneiden den Grenzzaun.
„Nur“ eine Inszenierung, aber sie machte Weltgeschichte: Die Außenminister Alois Mock und Gyula Horn (v. l.) durchschneiden den Grenzzaun.(c) Bernhard Holzner HOPI media
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40 Jahre lang lebte man im Burgenland an einer toten Grenze. Sie brachte Leid und Kummer, auf beiden Seiten. Bis 1989. Heute vor 30 Jahren durchschnitten Alois Mock und Gyula Horn den Grenzzaun in einem symbolischen Akt.

„Wenn es nach mir ginge – das Wort ,Grenze‘ müsste abgeschafft werden. Warum können Menschen nicht nebeneinander ohne Grenze leben? Ich weiß, das ist sicher ein Ideal, aber wenn Sie wüssten, was man aufgrund einer Grenze leiden kann, wie die Grenze der Grund dafür war, dass viele Menschen ihr Leben verloren haben, wie viel Leid und Kummer uns diese Grenze gebracht hat.“ Mihályi Horváth weiß, wovon er redet. Er lebte 1945 im Alter von sechs Jahren mit seiner Mutter in einem ärmlichen strohgedeckten Haus in Ungarn, in einem kroatischsprachigen Dorf direkt an der westungarisch-burgenländischen Grenze. Als Kind konnte er noch frei über die Grenze gehen, bei Kindern nahm man es nicht so genau, so lief er barfuß hinüber zu Verwandten nach Schandorf im Burgenland.

Das gemeinsame Feiern von Hochzeiten und Kirtagen wollte man sich an der Grenze nicht nehmen lassen. Doch 1948 wurde alles schlimmer. Mihályis Mutter und zwei Nachbarinnen gingen in den Schandorfer Wald, um Gras zu holen. Sie wurden daraufhin zehn Tage lang in Güns eingesperrt, zur Abschreckung: Keiner sollte mehr über die Grenze gehen. 1949 wurde ein Grenzzaun errichtet, bald darauf die ersten Minen verlegt. Zaun und Minen – damit wuchs Mihályi auf. Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen wurden durch den Stacheldraht zerrissen und zerstört.

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