Moskau ist ein Minenfeld für Selenskij

Vorführung vor Gericht. Kiew hofft, dass die in Russland inhaftierten ukrainischen Matrosen bald freigelassen werden.
Vorführung vor Gericht. Kiew hofft, dass die in Russland inhaftierten ukrainischen Matrosen bald freigelassen werden.(c) APA/AFP/ALEXANDER NEMENOV (ALEXANDER NEMENOV)
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Nach Kontaktaufnahme des ukrainischen Präsidenten mit dem Kreml-Chef mehren sich Hinweise auf Gefangenenaustausch. Doch Putin zeigt Kiew, der Preis für Verhandlungen sei hoch.

Moskau. Dass ausgerechnet Olga Skabejewa vor dem Lefortowo-Gericht in Moskau erschien, werteten manche als Hinweis für eine Sensation. Skabejewa ist eine bekannte Kreml-treue Moderatorin im russischen Staats-TV. Am Mittwoch war sie dabei, als über das Schicksal der 24 ukrainischen Matrosen entschieden wurde. Staatsmedien sind in der Regel über die Pläne der Mächtigen besser informiert als andere Berichterstatter. Sie tauchen auf, wenn dem Kreml ein Thema wirklich wichtig ist. Das Gerücht über die mögliche Freilassung der Matrosen hatte nicht nur Journalisten elektrisiert, auch die Angehörigen der im Vorjahr in der Meerenge von Kertsch festgesetzten Männer waren hoffnungsfroh.

Doch das Wunder von Lefortowo blieb aus. Die U-Haft wurde für alle um drei Monate verlängert. Über die Seeleute werde nicht verhandelt, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Und schließlich erleichterte Wladimir Putin am Abend per Erlass die Vergabe russischer Pässe für alle Ukrainer im Donbass – auch für Bürger im von der Regierung kontrollierten Teil. Das war ein Rückschlag für Kiew, das sich zuletzt unter dem neuen Präsidenten Wolodymyr Selenskij gesprächsbereit zeigte. Selenskijs Antwort mag man kreativ nennen: Menschen, deren Menschenrechte im Ausland (gemeint ist: in Russland) verletzt werden, sollen künftig leichter ukrainische Pässe bekommen. Powerplay à la Kreml ist das nicht.

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