Millstätter See: Schön gemütlich, schön gemeinsam

Eines der puristischen Tiny Houses, die sogenannten Biwaks unter Sternen.
Eines der puristischen Tiny Houses, die sogenannten Biwaks unter Sternen. Gert Perauer
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In einem Tiny House übernachten, in stille Buchten rudern, beim Wandern seinen Gefühlen nachgehen: Am Millstätter See in Kärnten gibt es einige Impulse für eine Zeit zu zweit.

Im Frühtau zu Berge ziehen auf der Millstätter Alpe nicht nur die Wanderer, sondern auch die Verliebten – das intendiert zumindest die als „sentiero dell'amore“ (Weg der Liebe) benannte Strecke. Los geht's in luftiger Höhe bei der Alexanderhütte, die auf 1786 Metern liegt und betörende Aussichten auf den See und die umliegenden Nockberge bietet. Und obwohl man auf Wunsch bereits zum Frühstück einen veritablen „Grantscherm“ serviert bekommt (Buttermilch mit Preiselbeeren), liegt zweifelsohne ein atmosphärisches Stimmungshoch über der Almlandschaft. Bereits nach wenigen Schritten über die nach wildem Thymian duftenden Wiesen trifft man auf die „Wall of Love“, eine der sieben Etappen auf dem Weg zur Liebe – und zum großen Granattor.

Mit etwas Glück findet man beim Wandern einen der funkelnden, rubinroten Edelsteine, da im Innern dieser Berge das größte Granatvorkommen der Alpen ruht. Wenn nicht – unerheblich –, Hauptsache, man schreitet Hand in Hand durch das Granattor am höchsten Punkt und blickt gemeinsam auf die Karawanken, die Karnischen Alpen oder die Hohen Tauern. Am Rückweg gibt's einen Einkehrschwung in die Lammersdorfer Hütte mit Blick auf den Millstätter See.

Granattor auf der Millstätter Alpe.
Granattor auf der Millstätter Alpe. Franz Gerdl

Mit dem Boot zum stillen Ufer

Sie heißen Kurt, Elfi, Sepp, Anna, Spatz oder eben Gretl, die aus heimischem Lärchenholz gezimmerten Ruderboote des Tischlers und Bootsbauers Gottlieb Strobl. Gleich ihm sind sie schon in die Jahre gekommen, aber das sieht man weder dem Buchtenwanderführer noch seinen rustikalen Gefährten an. Alle sind fit, bestens in Form und Garanten für eine Rundumentschleunigung. Angeblich hätten bereits die Wikinger diesen Bootstyp mit den überlappenden Planken und dem schmalen Bug gebaut, um sicher durch die Fluten zu pflügen. Hoher Wellengang ist ohnedies kein Risiko bei diesen Wasserwandertouren, nur Eile, Hektik oder sportlicher Ehrgeiz der Teilnehmer gefährden die meditative Morgenstimmung. Kaum haben sich die letzten Dunstwolken verzogen, begibt sich Gottfried zweimal die Woche mit einer kleinen Gruppe auf Erkundungsfahrt rund um den See.

Je ein Paar rudert gemeinsam mit Gretl, Elfi oder Spatz zu den beschaulichsten Plätzen des idyllischen Gewässers. Stille senkt sich über die Buchtenwanderer, kaum haben sie das wildwüchsige, unverbaute Südufer erreicht, an dem die Bäume bis ins Wasser ragen und die Schleien unbeeindruckt ihre Kreise ziehen. Sogar Kormorane hätten hier genistet, erzählt der Bootsbauer, den es seit jüngsten Jahren ans „Wosa“ zieht. Während er immer wieder zu einem gemächlichen Tempo und achtsamen Blicken mahnt, gewährt Gottlieb spannende Einblicke in die 1001 Geheimnisse des Millstätter Sees. Auch über die herrschaftlichen Villen, die Tierwelt unter Wasser und alte Sagen und Legenden weiß der pensionierte Bootsbauer bestens Bescheid. Aber meistens wird geschwiegen. Nur der sanfte Schlag mit dem Ruder ist zu hören – und die staunenden „Ahhs“ und „Ohhs“ der Buchtenwanderer.

Tiny House
Tiny HouseMTG Nina Hader

Minihäuser an stillen Plätzen

Zeit zu zweit verbringt man in Millstatt aber nicht nur beim Wandern oder auf dem Wasser, sondern auch des Nächtens unter den Sternen. Dafür sorgen seit ein paar Jahren mehrere lauschige Biwaks an verschiedenen Stellen am und oberhalb des Millstätter Sees. Sie bieten Komfort, freien Blick auf den Himmel und Ruhe fernab von zivilisatorischen Störenfrieden. Auch das Handy soll draußen bleiben, zumindest sicher und trocken in einer Schublade verwahrt. Die individuell gestalteten Häuschen aus Zirbe und Lärche sind bewusst ganz klein, aber gemütlich ausgestattet mit Bett, einem Tischchen und zwei Stühlen sowie einem Minibadezimmer und einer Terrasse. Ein guter Grund mehr, sich näherzukommen: Oben funkelt die Milchstraße, unten wartet ein fein gefüllter Picknickkorb mit Kärntner Spezialitäten, der zum Frühstück und am Abend zugesellt wird. Vor dem „Biwak unter Sternen“ schlagen die Wellen sanft an den Steg oder rauschen die Bäume im Wald, sprudelt die Quelle, umfängt einen die Natur.

Ausblick auf den See
Ausblick auf den SeeJörg Reuther

Auf einen Blick

Wandern: Weg der Liebe, ein Teil Alpe-Adria-Trails, Start bei Alexanderhütte, Ziel Granattor. Sieben Stationen mit Bankerln, Lesetischchen und ausgewähltem Buch.

Wohnen: In den Biwaks unter Sternen an verschiedenen Orten rund um den See, https://biwaks.millstaettersee.com

Rudern: Mit dem Picknickkorb ans Südufer und zu einer Bank im See

Info: www.millstaettersee.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2019)

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