Auf der Jagd nach dem IS-Kalifen

Ausschau nach versprengten IS-Kämpfern. Irakische Soldaten überwachen in al-Qaim das Grenzgebiet zum Nachbarland Syrien.
Ausschau nach versprengten IS-Kämpfern. Irakische Soldaten überwachen in al-Qaim das Grenzgebiet zum Nachbarland Syrien. (c) Sebastian Backhaus
  • Drucken

Der sogenannte Islamische Staat ist besiegt. Aber der IS-Führer bleibt verschwunden. Wo ist Abu Bakr al-Baghdadi, der selbst ernannte Kalif, auf den 25 Millionen Dollar Belohnung ausgesetzt sind? Eine Spurensuche in Iraks Anbar-Wüste.

Die Sonne knallt gnadenlos vom Himmel und der Wüstenwind fühlt sich an, als beiße er in die Haut. Für die fünf Soldaten der irakischen Armee muss die Hitze eine Qual sein. Sie schieben in voller Kampfmontur mit Helm, Munitionsweste und geschultertem Gewehr Wache. Ihr Posten liegt auf einem knapp 100 Meter hohen Hügel und besteht aus zwei mit Sandsäcken befestigten Maschinengewehrstellungen. Schatten gibt es nur in einer notdürftig zusammengeschraubten, winzigen Wellblechhütte. Sie ist fünf Quadratmeter klein, aber mit lila- und goldfarbenen Plastikgirlanden geschmückt. An einer Stoffwand mit Blumenmuster hängt eine selbst gemalte Landkarte.

Die Soldaten auf dem Berg sind der letzte Außenposten wenige Kilometer außerhalb von ar-Rutba, einer Kleinstadt im Westen der Provinz Anbar. „Sie wollen da hinaus?“, fragt ein Offizier entsetzt und deutet auf die schier endlose Wüstenlandschaft. „Da draußen sind IS-Kämpfer, und wir fangen uns nur eine Kugel ein“, ruft der Oberst und klopft sich mit der Hand mehrfach auf die Brust. Er würde sich nicht einmal in einem gepanzerten Humvee nur einen Kilometer weit hinauswagen: „Nie im Leben, und schon gar nicht mit einem einzigen Fahrzeug.“ Er nimmt seine Kappe ab und fährt sich mehrfach nervös über den glattrasierten Schädel. „Wir fahren nur im Konvoi in die Wüste, in Begleitung von zwei Apache-Hubschraubern und Luftunterstützung durch Kampfflugzeuge.“

Anbar ist die größte Provinz im Irak und umfasst ein Drittel des Landes. Der überwiegende Teil davon ist Wüste, die sich weiter in die Nachbarländer Syrien, Jordanien und Saudiarabien ausdehnt. Zahlreiche Höhlen und Trockentäler zwischen schroffen Bergen sind ideale Verstecke. Viele Hunderte Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates (IS) sind nach der Niederlage in Syrien über die Grenze in den Irak geflüchtet. Auch deren Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, soll in sein Heimatland zurückgekehrt sein. In Anbar kann er weiter auf ein Netzwerk von Unterstützern zurückgreifen. Die hauptsächlich von Sunniten bewohnte Provinz war nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein ein Zentrum von al-Qaida im Kampf gegen die USA. Später wurde sie zur Machtbasis des IS.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Abu Bakr al-Baghdadi.
Außenpolitik

Der Jihadistenführer mit dem eigenen Staat

IS-Chef Baghdadi beherrschte weite Teile des Irak und Syriens. Heute ist der IS im Untergrund.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.