Kaum ein anderer Spieler definiert sein Tennis derart über die physische Komponente wie Dominic Thiem. Das birgt auch Gefahren.
Dominic Thiems Auftritt bei den US Open gegen den Italiener Thomas Fabbiano glich einer Aufgabe. Der Niederösterreicher war beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres längst nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, nur so war es überhaupt erst möglich, dass die Nummer 87 der Weltrangliste die Nummer vier über weite Strecken des Spiels über den Platz jagte. Thiem hatte dieses Match in Wahrheit schon vor dem ersten Aufschlag verloren.
Dass er in diesem Zustand überhaupt das Arthur Ashe Stadium betrat, es versuchte, ist nicht zu kritisieren. Während eines Tennisspiels kann tatsächlich alles passieren, der Gegner sich verletzen (was niemand hofft) – nur auf eine Vertagung wegen Regens hätte der Niederösterreicher vergeblich gewartet: das größte Tennisstadion der Welt verfügt seit 2016 über ein Dach, das sich in 5:42 Minuten schließen lässt. Steht Dominic Thiem körperlich nicht bei 100 Prozent, ist er wahrlich ein Schatten seiner selbst, weil der zweimalige French-Open-Finalist dann eine seiner größten Stärken, die Physis, nicht mehr ausspielen kann.