Was zu befürchten war, ist eingetreten: Nach dem 200 Mitarbeiter großen Druckgusshersteller Gruber & Kaja hat nun auch die Mutter HTI ein Sanierungsverfahren beantragt. Sie hat 20 Millionen Euro Schulden.
Nachdem am Dienstag der Druckgusshersteller Gruber & Kaja ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverantwortung angemeldet hatte, ist auch der Mutterkonzern, die börsennotierte HTI, pleite. Dessen Überschuldung beträgt 19,6 Millionen Euro. Bei dem Unternehmen mit reiner Holdingfunktion waren keine Dienstnehmer beschäftigt. Zwei weitere Tochtergesellschaften, die HTM High Tech Materials GmbH und die ProRegio Beteiligungs GmbH, sind nicht operativ tätig.
Wie die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 berichten, wurde über das Vermögen der HTI High Tech Industries AG heute am Landesgericht Linz nach einem Eigenantrag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Thomas Kurz bestellt.
Die Insolvenzverfahren Gruber & Kaja mit Verbindlichkeiten von 27,1 Millionen Euro und HTI mit 20,7 Millionen Euro stellen gemeinsam die größte Insolvenz des Jahres 2019 in Oberösterreich dar. Die börsenotierte HTI kämpft seit Jahren mit finanziellen Problemen. 2017 betrug der Konzernfehlbetrag 9,3 Millionen Euro, 2016 lag das Minus bei 18,9 Millionen Euro. Im Vorjahr wurde das Kunststoffspritzgussgeschäft verkauft und die Suche nach einem strategischen Investor forciert. Eine verbindliche Vereinbarung mit einem Investor konnte letztlich nicht erreicht werden. Auch eine Zwischenfinanzierung durch einen langjährigen Hauptaktionär der HTI gelang nicht.
Gruber & Kaja in St. Marien im Bezirk Linz-Land ist die einige operative Firma des HTI-Konzerns. Die Anfänge des Unternehmens reichen zurück bis ins Jahr 1950. Die Firma erlangte Bekanntheit vor allem durch Druckkochtöpfe der Marke "Kelomat". Ab Mitte der Sechzigerjahre spezialisierte man sich als Produzent von einbaufertigen Druckgusskomponenten aus Aluminium vornehmlich für die Autoindustrie. Gruber & Kaja gehört seit 2007 zur HTI-Gruppe. Laut Arbeiterkammer Oberösterreich haben die Arbeiter den Lohn für Juli nicht mehr bekommen. Insolvenzverwalter ist der Linzer Rechtsanwalt Gerhard Rothner.
Die Aktie der HTI war in besten Zeiten knapp 69 Euro wert. Vor einem Monat standen 60 Cent auf dem Kurszettel. Vergangenen Freitag, als der Konzern die mögliche Pleite in Aussicht gestellt hatte, sackte der Kurs um 24 Prozent auf 21 Cent ab. Aktuell ist das Papier vom Handel ausgesetzt.
(red)