Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas rasselt weiter auf den Abgrund zu. Die Regierung beschränkt nun die Möglichkeiten, Argentinische Peso in Dollar umzutauschen. Die Menschen beginnen ihre Bankeinlagen abzuziehen.
Wien. Normalerweise haben es Argentinier nicht allzu eilig. Verspätungen von einer halben Stunde werden gemeinhin akzeptiert, kaum jemand hetzt durch die Straßen von Buenos Aires. Doch seit ein paar Tagen herrscht Unruhe in der Hauptstadt Argentiniens: Die Regierung hat am Wochenende den Kapitalverkehr eingeschränkt. Seit Montagfrüh bilden sich lange Warteschlangen vor den vielen Banken im Stadtzentrum – die Menschen wollen an ihr Erspartes. Die Krise in Argentinien hat die nächste Eskalationsstufe erreicht.
„Das ist eine unangenehme Maßnahme für uns“, sagte Argentiniens Finanzminister, Hernán Lacunza, in einem Fernsehinterview am Sonntagabend. „Aber es ist notwendig, um ein größeres Übel zu verhindern.“ Der erst kürzlich bestellte Minister hat mit dieser Ankündigung eine neue Etappe im Kampf gegen die Krise eingeläutet: die Einführung von Kapital- und Devisenkontrollen. Mit sofortiger Wirkung dürfen die Argentinier maximal 10.000 US-Dollar pro Monat umtauschen oder ins Ausland überweisen. Auch wenn der Betrag weit unter dem Durchschnittslohn liegt – die Bevölkerung befürchtet eine weitere Eskalation der Lage. Immerhin können sich viele noch an die Staatspleite von 2001 erinnern, als die Banken geschlossen blieben und man gar nichts mehr abheben konnte. So stellen sie sich nun zeitig in der Früh scharenweise vor den Geldhäusern an, um zumindest einen Teil ihrer Einlagen in Sicherheit zu bringen.