Wie Trump eine Hurrikan-Gefahr für Alabama herbeiredete

 Der US-Präsident bestand auf einer Bedrohung für Alabama durch Hurrikan "Dorian"
Der US-Präsident bestand auf einer Bedrohung für Alabama durch Hurrikan "Dorian" REUTERS
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Stellte Hurrikan "Dorian" jemals, wie von Donald Trump behauptet, eine Gefahr für den US-Staat Alabama dar? Über diese Frage streitet Washington - auch weil Trump sogar eine offenbar per Hand abgeänderte Karte des Hurrikan-Verlaufs vorlegte.

Es begann alles, wie so oft bei US-Präsident Donald Trump, auf Twitter. Am Sonntag schrieb er dort - im Widerspruch zu den offiziellen Vorhersagen des Nationalen Hurrikan-Zentrums -, dass auch Alabama sehr hart von dem Wirbelsturm „Dorian“ getroffen werden könnte. Nach raschem Gegenwind auf Twitter legte Trump später nach und sagte bei einem Hurrikan-Briefing an die Bürger Alabamas gerichtet: "Bitte seid auch vorsichtig." Der amtliche Wetterdienst in Alabama indes stellte am Sonntag auf Twitter klar: "Alabama wird keine Auswirkungen von 'Dorian' spüren."

Als sich manche US-Medien an der Alabama-Verwirrung erfreuten, legte Trump am Montag nach und bezeichnete die Berichte über seine angebliche Falschaussage als künstlich aufgeregt und unwahr. Der Präsident wollte den Spott offenbar so nicht auf sich sitzen lassen: Bei einem Hurrikan-Briefing in seinem Büro im Weißen Haus, dem Oval Office, präsentierte er am Mittwoch eine offizielle Karte des Hurrikan-Verlaufs - und irgendjemand hatte offenbar mit einem schwarzen Filzstift das Gebiet der möglichen Sturm-Ausbreitung vergrößert, damit auch noch Alabama berührt wurde.

Einige US-Medien berichteten unter Berufung auf anonyme Quellen schnell, Trump habe die Karte selbst ausgebessert. Dafür gab es aber keine glaubwürdige Bestätigung.

„Ich weiß es nicht"

Bei einem weiteren Auftritt im Weißen Haus wurde Trump dann am Mittwoch von Journalisten gefragt, wie es zu der veränderten Karte gekommen sei. "Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht", sagte er. Gleichzeitig verteidigte er seine Aussage: Eine frühe Hurrikan-Prognose hätte mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit gezeigt, dass Alabama auch betroffen sein würde. So sei es dann aber nicht gekommen, räumte Trump ein. "Alabama hätte schwer getroffen werden sollen", behauptete er.

Die offiziellen Grafiken des Nationalen Hurrikan-Zentrums prognostizierten jedoch zu keinem Zeitpunkt bedeutende Auswirkungen des Sturms auf Alabama. Am Sonntag, als Trump erstmals Alabama ins Gespräch brachte, zeigten die Karten eindeutig einen prognostizierten Verlauf entlang der südöstlichen US-Küste, nicht in Richtung Alabama.

Zum Beweis seiner Position veröffentlichte Trump am Mittwochabend (Ortszeit) dann noch eine - bereits eine Woche alte - Karte eines örtlichen Wetteramtes, auf der verschiedene Modelle auch eine geringe Wahrscheinlichkeit eines Eintreffens des Sturms in Alabama auswiesen. "Ich nehme die Entschuldigungen der 'Fake News' an", schrieb Trump auf Twitter im Hinblick auf kritische Medienberichte.

Unten auf der von Trump verbreiteten Karte stand indes klar, dass im Zweifel die Prognosen des Hurrikan-Zentrums (NHC) verbindlich seien. "Sollte irgendetwas auf dieser Grafik Verwirrung stiften, ignorieren Sie das gesamte Produkt", hieß es dort weiter.

Hurrikan "Dorian" bewegte sich am Mittwochabend vor dem US-Bundesstaat Georgia weiter an der US-Küste entlang und sollte am Donnerstag South Carolina erreichen, wo der Hurrikan erstmals in den USA an Land treffen könnte. "Dorian" war zuvor auf die nördlichen Bahamas getroffen und hinterließ dort eine Schneise der Verwüstung.

(APA/dpa)

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