Testessen: Essen im Museum

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Poldi Fitzka heißt das Lokal der neuen Landesgalerie Niederösterreich.

Gerade erst wurde die Insolvenz des bekannten Kremser Gastronomen Karl Teuschl bekannt (Gozzo in der Kremser Altstadt und Late im Kloster Und). Nur 350 Meter vom Kloster Und entfernt hat seit Mai ein neues Lokal offen: in der Landesgalerie Niederösterreich, einem auf­sehenerregenden Bau (was die „Presse“-Kunstkritikerin über die Architektur denkt, ist online nachzulesen).

Der Schanigarten erstreckt sich zur gegenüberliegenden Kunsthalle hin, innen dominieren abgestepptes schwarzes Leder, skandinavisch angehauchte Holzsessel und Lichtkreise an der Decke. Der Name des Lokals: Poldi Fitzka. In ähnlich gearteten Fällen, sprich: bei Lokalen, die einen alles andere als geläufigen humanoiden Namen tragen, ist die Frage „Wer ist . . .?“ fixer Bestandteil der Homepage. (Vielleicht auch, um Journalisten und Bloggern vorsichtshalber schon ein paar unverfängliche Inhaltshäppchen vorzuschreiben.) Andere Beispiele, bei denen man sich fragt, wer das denn sein soll, sind das Ignaz Jahn (ein Hoftraiteur) und das Rosnovsky & Co (eine Filmfigur), beide in Wien. Und Poldi Fitzka? War, so die Homepage des gleichnamigen Restaurants, eine Kremser Gas­tronomin, die ab den 1950ern nahe der Stelle der heutigen Landesgalerie kochte.

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Sympathisch, dass man sich nicht nur bei der Namensfindung an vergangene Zeiten erinnerte, sondern auch bei der Erstellung der Speisekarte. Der im Teller gelierte Gabelbissen („Gabelbisschen“, sagt die ­Kellnerin) mit Beinschinken, Saiblingskaviar und Senfgurke ist gekonnt zartsäuerlich abgeschmeckt, aber wie vieles hier eine unerwartet große Portion – man sollte peu à peu bestellen. Die Grammelroulade mit Speck-Krautsalat (9 Euro), gelistet unter „Vorspeisen & Zwischendurch“: gleich drei dicke Scheiben auf viel Kraut. Das Backhendl kommt, eher als Gag denn kochtechnisch bedingt, im nostalgisierenden Kupferg’schirrl, das gekochte Rind bekommt ­altmodischerweise Semmelkren zur Seite gestellt. Kein Museumsrestaurant ohne Bowls mit Lachs, Avocado und anderen Trendzutaten: Hier laufen sie unter „Poldis Schüsselzeug“.

Langweilig mariniert und von ranzigen Pinienkernen übertüncht sind die lieblos aufgeschnittenen bunten Paradeiser mit Schaffrischkäse und eingelegtem Pfirsich (9,50), hausgemacht und mit aromasatter brauner Butter übergossen die Gnocchi mit Salbeiintarsien (14 Euro). Richtig gut: die ebenfalls buttrigen, flauschigen Powidlpofesen mit Mascarpone, das lokale Cola und der Kaffee. Frühstück gibt es übrigens den ganzen Tag.

Poldi Fitzka

Steiner Landstraße 1, 3500 Krems, Tel.: +43(0)/2732/211 65, Di, Mi, So: 8–19, Do, Fr, Sa: 8–22 Uhr. www.poldifitzka.at

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