Er liebt die Einsamkeit in der Menge. Er ist ein Mensch, der immer am Abgrund balanciert, ein Trinker, ein ewig Gehetzter. Ein großer Romancier, von dessen Sprache aber immer eine vollkommene Ruhe ausgeht: Joseph Roth.
An seinem Grab schrecken sie auch nicht vor Raufereien zurück: Katholiken und Kommunisten, Liberale, jüdische Emigranten und österreichische Monarchisten. Alle wollen Joseph Roth als einen der Ihren vereinnahmen.
Er stammt aus dem Armenhaus der Monarchie. Moses Joseph Roth, der Poet des sterbenden Habsburger Reichs, der Chronist einer untergehenden Welt, wird im Jahr 1894 in Galizien in einem winzigen Nest nahe Brody geboren. Bis 1918 ist Galizien das größte Kronland der Monarchie, in dem bittere Armut vorherrscht, jährlich sterben Tausende Menschen den Hungertod.