US-Notenbank pumpt Milliarden in den Geldmarkt

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Barmittel wurden am Geldmarkt knapp. Die US-Notenbank intervenierte - erstmals seit der Finanzkrise.

Die US-Notenbank Fed pumpt erstmals seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren wieder Milliarden in den Geldmarkt. Insgesamt 53,15 Milliarden Dollar (48,20 Mrd. Euro) wurden mit Hilfe einer kurzfristigen Transaktion zur Verfügung gestellt, wie die Fed am Dienstag (Ortszeit) in Washington mitteilte.

Ein weiteres Overnight-Repo-Geschäft, wie der Eingriff im Fachjargon genannt wird, soll an diesem Mittwoch folgen. Dabei leihen sich Banken für kurze Zeit Bargeld von der Fed, wobei sie Staatsanleihen und andere Wertpapiere als Sicherheiten hinterlegen. Dazu bestand in den vergangenen Jahren kein Anlass, da die Banken mit ausreichend Liquidität versorgt waren.

In dieser Woche änderte sich das. Wegen der Zahlung von Unternehmenssteuern und der Abwicklung des Kaufs von 78 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen wurden Barmittel am Geldmarkt knapp, wie Analysten sagten. Dadurch wiederum explodierten die Zinsen am Geldmarkt, wo sich Banken untereinander Geld leihen. Dort wurden am Dienstag wegen der Engpässe plötzlich bis zu zehn Prozent verlangt und damit etwa das Vierfache des von der Fed festgelegten US-Leitzinsen. Durch die Geldspritze der Zentralbank fielen die Zinsen am Geldmarkt zeitweise wieder auf null, ehe sie am Ende bei 2,0 Prozent landeten.

Experten gehen davon aus, dass die Fed es bei diesem Eingriff nicht belassen wird. Jeffrey Gundlach, Chef des Finanzhauses DoubleLine Capital, rechnet "ziemlich bald" mit einem "QE lite", also einer unkonventionellen Lockerung der Geldpolitik, mit der die Geldmenge erhöht sowie Kreditvergabe und Investitionen angekurbelt werden könnten.

Für die Fed kommen die Komplikationen am Geldmarkt zur Unzeit. Sie entscheidet am Mittwochabend über ihre Zinspolitik. Experten rechnen mit der zweiten Senkung in diesem Jahr. Zuletzt hatte sie die Zinsen Ende Juli auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gesenkt. Der Zinsentscheid fällt in eine Zeit erhöhter Nervosität an den Börsen - nach den folgenreichen Drohnenangriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien. Die politisch unabhängige Fed sieht sich zudem Forderungen nach einer weitaus lockereren Geldpolitik aus dem Weißen Haus ausgesetzt. US-Präsident Donald Trump hält das Zinsniveau für viel zu hoch. Er verlangt eine Senkung des geldpolitischen Schlüsselsatzes auf "null oder weniger".

(APA/Reuters)

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