Kindeswohl gefährdet: Mehr Kritik an Gewaltschutz-Paket

Kopf eines kleinen Maedchens den Arm zur Abwehr ausgestreckt Kindesmissbrauch Head of a young gir
Kopf eines kleinen Maedchens den Arm zur Abwehr ausgestreckt Kindesmissbrauch Head of a young gir(c) imago/blickwinkel (McPHOTO/M. Begsteiger)
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Auch die Österreichischen Kinderschutzzentren kritsieren das von ÖVP und FPÖ geplante Gewaltschutzpaket. Die geplante Ausweitung der Anzeigepflicht für Psychologen und Psychotherapeuten sei kontraproduktiv.

Die Kritik am Gewaltschutzpaket, das ÖVP und FPÖ diese Woche im Nationalrat beschließen wollen, reißt nicht ab. Am Montag haben die Österreichischen Kinderschutzzentren ihre Ansicht bekräftigt, dass die geplante Ausweitung der Anzeigepflicht auf Psychologen und Psychotherapeuten das Kindeswohl bedrohe. Auch Therapeuten sehen eine Abschaffung der Verschwiegenheitspflicht als Gefahr.  Opferschutzeinrichtungen oder auch die Richtervereinigung hatten das geplante Paket zuvor bereits kritisiert.

Ein Strafverfahren setze voraus, dass Kinder sich jemandem anvertrauen. Die Aufgabe der Fachperson sei es, erst den Schutz des Kindes sicher zu stellen und dann mit Bedacht die nächsten Schritte zu setzen. "Diese Rolle widerspricht der Rolle einer AkteurIn, die aktiv eine Anzeige macht und damit - aus der Sicht des Kindes - mitverantwortlich ist für die Konsequenzen, die ein Strafverfahren mit sich bringt und wo auch erneute Belastungen für das Kind auftauchen können", hieß es einer Aussendung.

Statt einer Änderung der Anzeigepflicht brauche es unter anderem verbindliche Strukturen für die Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren im Kinder- und Jugendhilfebereich sowie die Finanzierung einer Fachberatung in Kinderschutzzentren für alle Berufsgruppen, die einen Verdacht auf Gewalt haben, fordert der Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren.

Offener Brief der Psychotherapeuten

Auch der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) übt scharfe Kritik an der Anzeigepflicht für Gesundheitsberufe. In einem Offenen Brief an die Nationalratsabgeordneten warnt der Verband davor, die Verschwiegenheitspflicht in eine Meldepflicht umzuwandeln.

Die Verschwiegenheitspflicht abzuschaffen und ins Gegenteil zu verkehren, würde potenzielle Gewalttäter vor offenen und ehrlichen Gesprächen mit Psychotherapeuten abschrecken, heißt es in dem Schreiben. Die geplante Gesetzesänderung berge somit das Risiko eines Anstiegs an Gewalt. Auch Opfer von Gewalt müssten darauf vertrauen können, dass "sowohl die körperliche als auch die psychische Wiederherstellung nach einem traumatischen Ereignis in vertrauensvoller Umgebung stattfindet und nicht durch die Angst vor einem Verfahren gefährdet ist".

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