Mit Schwimmwesten übte die Mannschaft des Schiffs Sea-Eye die Rettung von Migranten im Mittelmeer. 952 sind dieses Jahr bereits bei ihrer Überfahrt ertrunken.
Analyse

Eine EU-Asylpolitik der Zwischenlösungen

Europas Asylwesen nach der Dublin-Methode ist ruiniert. Doch seine Reparatur kommt aus nationalstaatlichem Eigensinn nicht voran.

Brüssel. Ein Pflaster, wo Chirurgie nötig wäre: das Treffen der Innenminister von Deutschland, Frankreich, Italien und Malta vom Montag hat die unmittelbare Frage beantwortet, was mit jenen schiffbrüchigen Migranten passieren soll, die im Mittelmeer gerettet werden. Doch keiner der Beteiligten hängt der Illusion nach, dass nun Europas Probleme mit der irregulären Migration und den Schwachstellen seines Asylwesens gelöst wäre.

Das Prinzip des Asylsystems der EU, benannt nach Dublin, dem Ort des ersten diesbezüglichen Abkommens der Mitgliedstaaten, ist ebenso simpel wie fatal: jener Staat, dessen Boden ein Asylsuchender als erster betritt, sei für dessen Verfahren zuständig. In der Praxis ist dies impraktikabel. Das hat der Krisensommer 2015 gezeigt. Die Dysfunktionalität des Dublin-Systems liegt in mehreren Ursachen begründet. Erstens beruht sie darauf, dass die Staaten der ersten Ankunft – das sind fast ausschließlich Griechenland und Italien – pflichtgemäß jeden Asylwerber registrieren. Das passierte jahrelang nicht. Wozu auch? Die Migranten wollen ohnehin in den reicheren Norden Europas. Dieses zynische Kalkül italienischer und griechischer Politiker rückt ein wenig das Lamento aus Rom und Athen zurecht, „die „EU“ solle solidarisch mit ihnen sein.


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