Spooky. In „Gemini Man“ wird Will Smith von seinem jüngeren Klon heimgesucht.
Film

Die (Denk-)Figur des Doppelgängers

In Ang Lees „Gemini Man“ wird Will Smith von einem jüngeren Ich heimgesucht. Das Doppelgänger-Motiv hat im Kino lange Tradition.

Zum Einstieg eine Anekdote: „Ich saß allein im Abteil des Schlafwagens, als bei einem heftigeren Ruck der Fahrtbewegung die zur anstoßenden Toilette führende Tür aufging und ein älterer Herr im Schlafrock, die Reisemütze auf dem Kopfe, bei mir eintrat. Ich nahm an, dass er sich beim Verlassen des zwischen zwei Abteilen befindlichen Kabinetts in der Richtung geirrt hatte und fälschlich in mein Abteil gekommen war, sprang auf, um ihn aufzuklären, erkannte aber bald verdutzt, dass der Eindringling mein eigenes, vom Spiegel in der Verbindungstür entworfenes Bild war. Ich weiß noch, dass mir die Erscheinung gründlich missfallen hatte.“

Mit dieser unscheinbaren Selbstbeobachtung, die Sigmund Freud diskret in einer Fußnote seines wegweisenden Essays „Das Unheimliche“ (1919) deponiert hat, suchte der Vater der Psychoanalyse ein Konzept zu veranschaulichen, das die Brüchigkeit der menschlichen Identität besonders prägnant auf den Punkt bringt: Die (Denk-)Figur des Doppelgängers. Ursprünglich eine „Versicherung gegen den Untergang des Ichs“ – die Vorstellung eines Weiterlebens persönlicher Eigenheiten in abgewandelter Form –, entwickelte sie sich laut Freud „zum unheimlichen Vorboten des Todes“: Insofern, als sie das Subjekt als Konstruktion auswies.

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