Ganz oben geht's heiß her

Ganz oben gehts heiss
Ganz oben gehts heiss(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Auch wenn man im Moment nicht daran glauben kann: Irgendwann wird's wieder Sommer. Und heiß. Speziell in der Stadt, noch spezieller direkt unter den Dächern.

Wo in den begehrten Wohnungen dann viele Besitzer unter der Hitze stöhnen. Klimaanlagen können helfen, natürlich. Doch sie kühlen nicht nur, sie benötigen auch jede Menge Energie. Und außerdem bringen sie nicht nur angenehmere Luft in die Wohnungen, sie blasen die warme auch hinaus. „Je mehr Klimaanlagen aufgedreht sind, desto heißer wird die Stadt“, sagt Christian Heiss vom Atelier Heiss Architekten.

Doch wie kann man ganz oben trotzdem kühlen Kopf bewahren? Am Dach, wo die Temperatur schon einmal auf 80Grad hochklettern kann? Die beste Maßnahme heißt, wie so oft, Vorsorge und beginnt bei der Auswahl der Wohnung. Schon beim ersten Rundgang gilt es, potenzielle Heißmacher auszumachen und darauf zu achten, wie die Immobilie gebaut wurde.

Wärme speichern

Denn es ist gerade im Dachgeschoß oft nicht so einfach, für wohltemperierte Atmosphäre zu sorgen, sagt Herbert Raab von Raab-Engineering, einem Büro für Bauphysik und Gebäudetechnik. Die Raumhöhe ist dort oft viel niedriger als etwa im Altbau, allein dadurch kann es schneller heiß werden. Dennoch gilt: „Wo keine Wärme hereinkommt, muss man sich nicht mit ihr beschäftigen“, so Heiss.

Empfehlenswert sei eine Massivbauweise, denn schwere Innenbauteile wie Wände können tagsüber die Sommerwärme speichern und sie dann, bei entsprechender Lüftung in der Nacht, wieder abgeben. Und auch die Wärmedämmung spielt eine Rolle. Ein gut isolierter Dachstuhl schützt nicht nur im Winter vor klirrender Kälte, sondern hält im Sommer auch die Hitze ab.

Schatten suchen

Die Lage der Dachgeschoßwohnung hat ebenfalls Einfluss darauf, wie heiß es im Sommer in ihrem Inneren wird. Man sollte überprüfen, wie dicht verbaut eine Gegend ist, sagt Heiss. Der Experte rät von zentral gelegenen Wohnungen ab, denn dort könne es bald einmal um drei Grad wärmer sein als am Rand der Stadt. Positive Auswirkungen wiederum haben Bäume, die als Schattenspender fungieren oder kühlende Fassadenbegrünungen (siehe auch Seite I1).

Neben der Lage spielt die Ausrichtung der Wohnung und ihrer Fenster eine Rolle. Alfred Kiener vom Maklerbüro Stiller&Hohla erklärt: „Im Osten, wo die Sonne aufgeht, sollte das Schlafzimmer liegen. Denn die Morgensonne ist nicht so heiß und tagsüber heizt sich der Raum nicht auf. Das macht ein angenehmes Klima.“ Dennoch sollte selbst im Schlafzimmer an Beschattungsmaßnahmen gedacht werden. Überhaupt seien außenliegende Beschattungen Pflichtprogramm im Dachgeschoß, sagt Heiss. Denn innen angebrachte Vorhänge oder Rollos sind wesentlich weniger wirksam als Markisen oder Rollläden.

Schwitzen können

Raumgefühl, Transparenz, Offenheit, der Blick über die Stadt: Das sind Faktoren, die viele Menschen ins Dachgeschoß ziehen. Auf allzu viel Glasflächen sollten sie dennoch verzichten, denn sie lassen im Sommer die Temperaturen im Inneren nach oben klettern. Insbesondere Schrägverglasungen sind mit Vorsicht zu genießen. „Denn wenn kein Außenschutz vorhanden ist, kann die Sonne dort richtig reinbrennen“, erklärt Heiss. Besser fährt man in diesem Fall mit speziellen Sonnenschutzgläsern, die die Strahlen reflektieren oder absorbieren.

Und noch etwas gilt es bei den Fenstern zu beachten: Ihre Anordnung sollte eine ausreichende Querlüftung ermöglichen. Das heißt, dass sie an gegenüberliegenden Seiten der Wohnung angebracht sind. Denn dann bringt man die heiße Luft am Abend schneller aus dem Domizil hinaus.

Wenn Wände kühlen

Kann man den Ausbau des Dachgeschoßes mitgestalten, sollte die Kühlung gleich eingeplant werden. Zum Beispiel, indem man beim Einbau eines modernen Heizsystems schon an mögliche Hitzeperioden denkt. So können Wandflächen- und Fußbodensysteme nicht nur des Winters warmes Wasser durch ihre Rohre transportieren, sondern in den Sommermonaten auch kaltes Nass, um angenehme Temperaturen zu gewährleisten.

Kälte kostet

Speziell Kühldecken liegen im Trend, „denn von oben empfindet man Kühle als besonders angenehm“, erklärt Raab. Das Ganze hat natürlich seinen Preis. Bei einem derartigen System in Boden oder Wand muss man bei einer Wohnung von beispielsweise 100 Quadratmetern mit Kosten von 30.000 bis 35.000 Euro rechnen. Eine Kühldecke kostet zusätzlich rund 10.000 Euro. Ein Nachteil sei, dass solche Modelle relativ träge arbeiten, meint Heiss. Bei sehr hohen Außentemperaturen auf 20 Grad Celsius hinunterzukühlen, das funktioniere nicht.

Allein, so kühl muss es auch gar nicht sein. Hauptsache, die Temperaturen bringen einen nicht zu sehr ins Schwitzen. Doch derart heiß sei es, wenn überhaupt, ohnehin nur ein paar Tage im Jahr, sagt Kiener. Und Reklamationen wegen zu großer Hitze in einer Dachgeschoßwohnung, das habe es noch nie gegeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2010)

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