Zwei Jahre nach dem Unabhängigkeitsreferendum wachsen die Spannungen: Madrid fürchtet, dass der Separatismus gewalttätig wird. Katalanen gehen auf die Straße. Eine Reportage.
Vor dem Rathaus in Sabadell wird es um 20 Uhr enger. Fröhliche Musik erfüllt den Platz. Dicht vor dem Rathaus bleibt ein großer Kreis frei, in dessen Mitte ein Tisch steht. Dahinter liegt auf dem Boden sorgfältig ausgebreitet ein 25 Meter langes Transparent. Erst als eine Gruppe das Transparent aufhebt, wird auch für Nichteingeweihte klar, dass es sich hier um keine spätsommerliche Kulturveranstaltung handelt: „Freiheit für die Verhafteten. Repression wird uns nicht stoppen“, steht neben einem Bild von explodierenden Handschellen.
Sprengstoff und Terrorpläne
Mit den Eingesperrten sind diesmal nicht die katalanischen Politiker gemeint, die seit fast zwei Jahren in Untersuchungshaft sitzen. Vergangene Woche führte Spaniens Polizei in Katalonien in einer großen Aktion, an der 500 Beamte beteiligt waren, mehrere Hausdurchsuchungen durch und verhaftete neun Personen, vier in Sabadell, einem Vorort von Barcelona. Zwei wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Anklage lautet auf Terrorismus. Neben Festplatten und Dokumenten wurde Material zur Sprengstoffherstellung beschlagnahmt. Die Verhafteten gehören den CDR an, „Komitees zur Verteidigung der Republik“. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie gewalttätige Aktionen geplant haben.