Nachdem der Oberste Gerichtshof mehrere Anführer der Unabhängigkeitsbewegung verurteilt hat, will Oriol Junqueras die Bevölkerung ein weiteres Mal zum Status der Region befragen.
In Katalonien formiert sich Widerstand gegen die Verurteilung von neun Anführern der Unabhängigkeitsbewegung: Tausende Menschen gingen am Montag auf die Straße, bei Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und Sicherheitskräften am Flughafen wurden 75 Menschen verletzt. Am Dienstag nun meldete sich der verurteilte Separatistenführer Oriol Junqueras aus dem Gefängnis zu Wort. Er forderte ein erneutes Referendum für die Unabhängigkeit der Region.
"Ich bin sicher, dass dieser Konflikt über Wahlurnen gelöst werden muss. Wir sind davon überzeugt, dass ein Referendum früher oder später unvermeidlich ist, denn wie können wir ansonsten den Bürgern eine Stimme geben?", sagte der inhaftierte frühere katalanische Vizechef Junqueras. Die langjährigen Haftstrafen gegen ihn sowie acht weitere Anführer der katalanischen Separatisten habe die Unabhängigkeitsbewegung nur noch stärker und entschlossener werden lassen.
In seinem ersten Interview nach dem Urteil kündigte Junqueras zugleich an, zusammen mit anderen gegen die Urteile beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Berufung einlegen zu wollen.
Höchste Strafe gegen Junqueras verhängt
Der Oberste Gerichtshof in Spanien hatte am Montag die Anführer der katalanischen Separatisten wegen Aufruhrs zu neun bis 13 Jahren Haft verurteilt. Wegen seiner tragenden Rolle bei der versuchten Abspaltung der Region von Spanien wurde gegen Junqueras mit 13 Jahren die höchste Haftstrafe verhängt. Der ehemalige Chef der katalanischen Regionalregierung, Carles Puigdemont, hat sich der spanischen Justiz entzogen, weil er in Belgien im Exil lebt.
Die katalanischen Separatisten haben Spanien in die bislang schwerste Krise nach dem Ende der Ära des Diktators Francisco Franco gestürzt. Im Oktober 2017 hatte eine Mehrheit in einer teils improvisierten und chatoischen Abstimmung für die Ablösung Kataloniens von Spanien gestimmt - allerdings lag die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent, vermutlich auch aufgrund der massiven Polizeipräsenz und Drohungen Spaniens. Daraufhin wurden die Regierungsgeschäfte kommissarisch von Madrid übernommen und einige Separatistenführer verhaftet.
(APA/Reuters)