Fotografie vor und nach dem Mauerfall. Die Akademie der Künste widmet der Ostberliner Fotografin Helga Paris eine Werkschau. Wir zeigen hier exklusiv einige ihrer Bilder.
Zunächst das Privateste, ihre Kinder. Dann die Nachbarn im Haus, ihr Kiez. Schließlich ganz Berlin – und das Alltagsleben in der DDR. Man könnte sagen, mit ihrem fotografischen Werk hat Helga Paris immer weitere Kreise gezogen. Ihr Blick richtete sich dabei auf das Menschliche, auf das, wie sie selbst sagt, „Verschüttete". Also auf das Unsichtbare oder nicht gleich Ersichtliche, wobei Paris, gemeinhin als Chronistin des Alltagslebens in der DDR tituliert, nie die Pose einer fotografierenden Voyeurin eingenommen hat. Ihr Interesse für die Menschen, die sie umgaben oder denen sie begegnete, gibt ihren Fotografien einen unverwechselbaren Charakter. Sie sind unaufgeregt, wenig laut und darum nicht minder eindrücklich.
Wie jede Mutter, sagt Helga Paris, habe auch sie Ende der Sechzigerjahre begonnen, ihre Kinder zu fotografieren. Dass Fotografieren etwas Normales ist, hatten ihr in ihrer eigenen Jugend zwei Tanten vorgelebt: „Sehr geprägt war ich von den unzähligen Bildern, die meine Tanten als Amateurinnen aufgenommen haben", sagt sie. Bis heute verwahrt sie Schuhkartons dieser Fotografien in ihrer Wohnung in Prenzlauer Berg – in die sie 1966, mit 32 Jahren, gezogen ist, und die sie also zeit ihres gesamten Fotografinnenlebens bewohnt hat. Ein Freund ihres damaligen Ehemanns, des ostdeutschen Malers Roland Paris, ermunterte sie, sich der Fotografie zu widmen. Eine zuvor absolvierte Ausbildung zur Modedesignerin verfolgte Helga Paris beruflich nicht weiter – zu wenig kreativen Freiraum gab es wohl in den Stellen, die in der DDR für diesen Bereich vorgesehen waren.