Song zum Sonntag

Keine Spur der Ruhe von R.E.M.

Michael Stipe: „Your Capricious Soul“.
Michael Stipe: „Your Capricious Soul“.(c) beigestellt
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Michael Stipe war bis 2011 Sänger von R.E.M. Nun präsentiert er sein erstes Solostück mit Gesang, die Einnahmen gehen an die Gruppe Extinction Rebellion.

Michael Stipe: „Your Capricious Soul“. Wenn sich Sänger solo präsentieren, muss man oft feststellen: Es klingt eh fast genauso wie mit Band. Anders hier: Keine Spur vom entspannten Indie-Rock à la R.E.M. Stattdessen ein pochender Rhythmus auf elektronischer Basis, der erst gegen Ende von einer – auch ungemütlichen – Gitarre verstärkt wird. Darüber scharrt und rasselt es, Bläser-Stakkati wie Stromstöße akzentuieren den Gesang.

Dessen Timbre klingt natürlich bekannt, aber Stipe phrasiert schärfer als bei R.E.M., rastloser. Was ihm die Ruhe raubt, ist nicht konzise zu fassen, Gott, Körper, Geist und Seele kommen vor, ein „honey“, der/die/das sich von der Decke schält, eine Party. Die Zeile „and the birds are dying“ kann man als Ausdruck von Stipes umweltschützerischen Ambitionen verstehen, muss aber nicht. Mit den Worten „And the fashion's changing – fast“ endet der Song abrupt. Und lässt einen verwirrt und fasziniert zurück.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

Michael Stipe, geb. 1960 in Georgia, USA, war bis 2011 Sänger von R.E.M.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2019)

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