Atomstreit

Teheran fährt Urananreicherung hoch

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Mit Rufen wie „Tod für Amerika“ feiern Regimeanhänger den Sturm auf die US-Botschaft vor 40 Jahren. Zugleich steigt Teheran aus weiterem Teil des Atomdeals aus.

Teheran. Mit Massenkundgebungen hat das iranische Regime am Montag eines Ereignisses gedacht, das die Mullahs als großen Sieg über die ihnen verhasste USA feiern. Vor genau 40 Jahren hatten iranischen Studenten nach der Revolution die amerikanische Botschaft in Teheran besetzt und die Botschaftsangehörigen gefangen genommen. Erst nach 444 Tagen kamen die US-Geiseln frei. Zuvor war im Iran der von Washington unterstützte Herrscher Schah Mohammed Reza Pahlevi gestürzt worden.
Das iranische Regime ließ nun am Montag seine Anhänger vor dem früheren Botschaftsgebäude aufmarschieren und schickte auch Schüler und Studenten auf die Straße. „Tod für Amerika“ wurde bei der Kundgebung skandiert, Flaggen der USA und Israels und Bilder von US-Präsident Donald Trump gingen in Flammen auf.

Am Montag ging das iranische Regime auch im Atomstreit mit den USA einen Schritt weiter in Richtung Konfrontation: Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, verkündete eine weitere Erhöhung der Produktion angereicherten Urans sowie die Entwicklung zweier neuartiger Zentrifugen zur Urananreicherung. Der Iran produziere nun täglich fünf Kilogramm angereicherten Urans, was einer Steigerung um das Zehnfache gegenüber der noch vor zwei Monaten produzierten Menge entspricht. Die Grenze habe zuvor bei 450 Gramm pro Tag gelegen, sagte Salehi bei einem Besuch in der Atomforschungsanlage in Natanz.

Neuartige Zentrifugen

Innerhalb von zwei Monaten habe Teheran zudem Prototypen zweier neuartiger Zentrifugen entwickelt, sagte Salehi. Technische Details nannte er nicht. Die einzigen durch das Atomabkommen zugelassenen Zentrifugen der ersten Generation kommen demnach im Iran gar nicht mehr zum Einsatz.

Das Staatsfernsehen zeigte, wie der Chef der iranischen Atomenergiebehörde eine neue Kaskade mit 30 Zentrifugen vom Typ IR-6 in Betrieb nahm. Diese Zentrifugen ermöglichen dem Iran, den Vorrat an schwach angereichertem Uran deutlich aufzustocken.

Unter Präsident Trump hatten sich die USA im Mai 2018 aus dem internationalen Atomvertrag mit dem Iran zurückgezogen. Die anderen internationalen Unterzeichner, wie etwa Russland und die wichtigsten EU-Staaten, blieben im Abkommen.

Zugleich begann Washington, den Druck auf Teheran zu erhöhen, indem neue Strafmaßnahmen verhängt wurden. Darauf begann der Iran damit, schrittweise Auflagen des Nuklearabkommens nicht mehr einzuhalten.

„Wir müssen Feind danken“

Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde feierte das auf seine Art nun als Erfolg: „Wir müssen auch dem Feind danken, dass er uns diese Möglichkeit gegeben hat, die Kraft der Islamischen Republik unter Beweis zu stellen, besonders in der Atomindustrie“, sagte Salehi am Montag. (APA/DPA/AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2019)

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