Die Wiener Grünen haben intern einen ihrer beiden Bezirksvorsteher abgewählt. Für Landeschefin Vassilakou „keine Katastrophe“.
Was ist eine Katastrophe? Wenn die SPÖ in Wien die absolute Mehrheit verteidigen kann, weil die Grünen schwächeln? Aber geh! Wenn die Grünen dem Trend folgend auch in der Bundeshauptstadt am 10.10. verlieren? Natürlich nicht. Landeschefin Maria Vassilakou hat auch völlig recht, wenn sie am Donnerstag zu der nächtlichen internen Abwahl eines der erfolgreichsten kommunalen Grün-Politiker Österreichs – Bezirksvorsteher! In Wien! – sagt: „Das ist keine Katastrophe.“ Heribert Rahdjian wurde in der Josefstadt von der bei den Grünen gleichsam gehätschelten wie gefürchteten „Basis“ gestürzt.
Wohl als Dank für seine Arbeit und dafür, dass er 2005 den traditionell bürgerlichen Bezirk für die Grünen geholt hat. Die „Basis“ sorgt dafür, dass keiner bei den Grünen allzu weit hervorragt, dass keinem Erfolge zu Kopf steigen. Der eher bürgerliche Rahdjian darf also nicht mehr antreten. Was soll's, auch als Nummer drei im hart umkämpften Bezirk, in dem Grüne, ÖVP und SPÖ knapp beieinander liegen, lässt es sich leben. Außerdem sind die Grünen ohnedies noch(?) im siebenten Bezirk die Nummer eins.
Und überhaupt, jetzt kommt frischer Wind in die Josefstadt. Alexander Spritzendorfer heißt der Wunderwuzzi. Er hat sich in der Kärntner, dann in der niederösterreichischen Partei durch allerlei Funktionen gedient. Eine seiner ersten Ansagen: Er unterscheide sich vom Vorgänger dadurch, dass dieser 74, er 47 sei. Wenn das nicht Programm ist. Sind Wiens Grüne noch zu retten? (Bericht: S. 11)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2010)