Porträt

Der Mann, der Pisa erfand – und nutzen will

„Mr. Pisa“: Der 55-jährige Andreas Schleicher.
„Mr. Pisa“: Der 55-jährige Andreas Schleicher.(c) REUTERS (Charles Platiau)
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Andreas Schleicher ist der Erfinder des Pisa-Tests. Der 55-jährige Bildungsforscher aus Deutschland interpretiert die Ergebnisse der Studie gern. Manche sagen auch: Er überinterpretiert sie.

Wien. Als Andreas Schleicher 2012 der „Welt“ die Tür zu seinem Heim in Paris öffnete, sah man ein Bild, das so gar nicht zum Klischee passte. Einem ehemaligen Waldorfschüler, Gesamtschulfan und Befürworter neuer Unterrichtsmethoden hätte man weniger strenge Regeln zugetraut. Aber der dreifache Familienvater Schleicher besteht gemeinsam mit seiner Ehefrau, Maria Teresa, ebenfalls eine Bildungsforscherin, auf strikte Vorgaben für seine Kinder: Mit dem Musikinstrument wird jeden Tag bis zu 40 Minuten geübt – wer einmal keine Lust hat, holt es am Wochenende nach. Der Computer darf nur im Wohnzimmer stehen. „Dschungelcamp“ sollte im Fernsehen lieber nicht laufen.

Wie sehr das Elternhaus die Bildungskarriere prägen kann, hat Schleicher immerhin selbst erlebt. Dass der heute 55-jährige gebürtige Deutsche „Mr. Pisa“ wurde, wie man den Erfinder des Tests gern nennt, verdankt er auch seinem Vater. Zumindest legt das eine Anekdote nahe, die in jedem Porträt über Schleicher nachzulesen ist: In der Grundschule, Schleicher war damals zehn Jahre alt, notiert sein Lehrer unter das Zeugnis: „Ungeeignet fürs Gymnasium“. Sein Vater, ein Professor, kämpfte gegen das Urteil an. Schleicher besuchte eine Waldorfschule und schaffte den Schulabschluss mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Später studierte er Physik und Mathematik.

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