Russlands Präsident behauptet, in Berlin ermordeter Changoschwili sei Terrorist gewesen.
Moskau/Paris. Und dann, nach vielen Fragen zum russisch-ukrainischen Verhältnis, kam die Sprache noch auf den Mord in Berlin. Es war aufschlussreich, wie der russische Präsident Wladimir Putin auf die Journalistenfrage im Gefolge des Pariser Gipfels antwortete. Bekanntlich hat Berlin zwei russische Botschaftsmitarbeiter ausgewiesen. Deutsche Behörden verdächtigen staatliche russische Stellen, hinter der Ermordung von Selimchan Changoschwili zu stehen.
Und Putin? Er nannte den Ermordeten freimütig einen „Banditen“. Ein in Russland behördlich gesuchter „Kämpfer“ sei in Berlin getötet worden, „ein blutrünstiger und brutaler Mensch“. Er fügte hinzu, dass der Mann kein Georgier gewesen sei, sondern Angehöriger einer „anderen Nationalität“ – ein indirekter Verweis auf die tschetschenischen Wurzeln des Mannes. Zudem behauptete Putin, dass das Mordopfer an einem Terroranschlag auf die Moskauer Metro beteiligt gewesen sei. Er habe den Tod Dutzender Menschen verschuldet. Diese Vorwürfe sind neu.
Bisher hatten russische Sicherheitsbehörden Changoschwili für Angriffe auf Militäreinrichtungen während des Zweiten Tschetschenienkrieges verantwortlich gemacht. Russland habe seine Auslieferung verlangt, Berlin sei dem nicht nachgekommen, sagte Putin.
Der Kreml-Chef erklärte, dass der Fall die russisch-deutschen Beziehungen nicht in die Krise stürzen würde. Allerdings sei Russland gezwungen, auf die Ausweisung zu reagieren. Man werde, wie in solchen Fällen üblich, ebenfalls zwei deutsche Diplomaten ausweisen. „Und das ist schon alles.“ (som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2019)