Nach seinem Wahlsieg kann Boris Johnson seine Agenda umsetzen. Ob der Tory-Chef eine Strategie hat, die über den Brexit hinausreicht, ist allerdings die Frage. Ein rascher Austritt hat Priorität.
London. Der Premierminister wählte dem Anlass angemessene große Worte. „Ein neuer Morgen“ sei für Großbritannien angebrochen, sagte er an der Schwelle des Regierungssitzes in Londons Downing Street. So hatte Tony Blair im Mai 1997 sein Amt angetreten und eine neue Ära eingeläutet. Mit exakt denselben Worten stellte sich Boris Johnson vor sein Volk. Ob er aus seiner Regierungszeit auch eine Ära machen kann, wird sich schon bald erweisen.
Zufall war die Inszenierung nicht. Wie Blair seine Labour Party aus den langen Oppositionsjahren zurück an die Macht führte, indem er die Partei zur Mitte und damit auch für Konservative wählbar machte, gelang umgekehrt Johnson nun derselbe Streich: Scharenweise wechselten bisherige Labour-Hochburgen, die im Referendum 2016 für den Brexit gestimmt hatten, nun zu den Konservativen. Johnson selbst sprach von einem „politischen Erdbeben, das wir erst verstehen werden müssen“.