"Cheddar-Gate"

Starkoch Veyrat scheitert im Prozess gegen Guide Michelin

Marc Veyrat
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Im Zentrum des Gerichtsstreits stand die labbrige Konsistenz einer Jakobsmuschel und ein Souffle, das der französische Koch nach Überzeugung eines Kritikers mit billigem Cheddar-Käse zubereitete.

Spitzenköche, Sterne und Souffles bilden eine brisante Rezeptur: Der berühmte französische Sternekoch Marc Veyrat ist mit einer Klage gegen den Restaurantführer Guide Michelin gescheitert. Ein Gericht in Nanterre bei Paris urteilte am Dienstag, der Gastronom habe nicht darlegen können, dass ihm durch die Aberkennung seines dritten Sterns ein Schaden entstanden sei.

Die "Unabhängigkeit" der Restaurantkritiker bei ihren Bewertungen sei durch das Recht auf Meinungsfreiheit garantiert, so das Gericht. Der für seinen breitkrempigen schwarzen Hut bekannte Veyrat hatte vom Guide Michelin einen symbolischen Euro Schadenersatz und die Offenlegung seiner Bewertungskriterien verlangt. Der Spitzenkoch war erzürnt darüber, dass der renommierte Gastronomieführer ihm Anfang 2019 den dritten Stern seines Restaurants "La Maison des Bois" in Manigod in den französischen Alpen gestrichen hatte.

Englischer Billig-Cheddar statt französischer Edelkäse

Der 69-Jährige sieht sich durch die Entscheidung "entehrt" - auch wenn sein Gourmet-Tempel weiterhin mit zwei Sternen geführt wird. Im Zentrum des Gerichtsstreits stand ein Souffle, das Veyrat nach Überzeugung eines Michelin-Kritikers mit angeblich minderwertigem englischem Cheddar-Käse zubereitete und nicht wie von ihm angegeben mit traditionellen französischen Sorten wie Reblochon oder Beaufort. In der britischen Presse ist deshalb von "Cheddar-Gate" die Rede.

Bei einem Treffen mit Michelin-Direktor Gwendal Poullennec im März wurde dem Sternekoch zudem die labbrige Konsistenz einer Jakobsmuschel vorgehalten - bei der es sich laut Veyrat in Wirklichkeit aber um einen Fisch aus der Region handelte. "Ich habe großen Respekt für den Michelin, doch in meinem Fall haben sie einen Fehler gemacht und sollten dies eingestehen", sagte der Sternekoch.

Gastronomieführer sind kein "Eigentum der Köche"

"Wir wollen nicht die Kritik verbieten", sagte Veyrats Anwalt Emmanuel Ravanas vor Gericht. "Wir wollen überprüfen, dass Kriterien existieren und dass sie angewandt wurden." Michelin-Anwalt Richard Malka nannte Veyrat dagegen eine "narzisstische Diva" und den Prozess eine "Farce". Der Koch verlange, dass Gastrokritiker nicht mehr ihre Meinung äußern dürften - "und das, weil sein Restaurant nur noch als exzellent gewertet wird und nicht mehr als brillant". Zum Prozessauftakt im November betonte Malka, die Gastronomieführer seien für die Kunden da und "nicht das Eigentum der Köche".

Die Michelin-Sterne gelten als die wichtigste Restaurant-Auszeichnung weltweit. Sie tragen entscheidend zur Bekanntheit von Köchen bei - sind aber wegen der hohen Ansprüche und des ständigen Drucks auch eine große Bürde.

(APA/AFP)

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