Transparenz nur für Großbanken

Nun zeichnet sich ab, dass Stresstests von Großbanken veröffentlicht werden sollen. Die Daten von kleinen Instituten sollen weiter unter Verschluss bleiben.

Wien(höll). In Europa gibt es zwei Arten von „Banken-Stresstests“. Die europäische Aufsichtsbehörde CEBS nimmt regelmäßig 22 Großbanken unter die Lupe. Von österreichische Seite nehmen daran nur die Raiffeisen Zentralbank und die Erste Bank teil. Die Daten der Bank Austria sind im Ergebnis der italienischen UniCredit enthalten. Nun zeichnet sich ab, dass zumindest die Resultate dieser Tests veröffentlicht werden sollen. Österreichs Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) hat sich allerdings noch vor Kurzem für die Geheimhaltung ausgesprochen.

Zusätzlich gibt es noch die Kontrollen der nationalen Aufsichtsbehörden. Deren Resultate sollen weiterhin unter Verschluss bleiben. In Österreich müssen sich seit Ausbruch der Finanzkrise alle Institute zweimal im Jahr einem Belastungstest unterziehen.

Angenommen wird, dass sich die Kreditausfälle stark erhöhen. Den letzten Stresstest hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) im Frühjahr 2010 durchgeführt. Das Ergebnis soll am 25. Juni bekannt gegeben werden. Die OeNB veröffentlicht keine Details über die einzelnen Institute, sondern macht nur grundsätzliche Anmerkungen zur Lage der heimischen Finanzbranche.

Im Dezember 2009 erklärte etwa OeNB-Vorstand Andreas Ittner, der für die Bankenaufsicht zuständig ist, dass eine von sechs österreichischen Großbanken sowie 30 kleinere Institute die Belastungsprobe nicht bestanden haben. Namen nannte er nicht. Doch es war damals jedem klar, dass die Hypo Alpe Adria durchgefallen war. Das Kärntner Institut wurde im Vorjahr mit der Verstaatlichung vor der Pleite gerettet.

Erste Bank ist für Offenlegung

Für Aufregung sorgte Ittners Bemerkung, dass ein weiteres großes Institut im Zuge des Stresstests „nahe an der regulatorischen Grenze“ gelandet ist. Diese Bank werde vermutlich Kapital brauchen. Zwar nannte Ittner auch hier keinen Namen, doch Beobachtern zufolge war die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) gemeint.

In der heimischen Finanzbranche gibt es unterschiedliche Meinungen, ob künftig weitere Details veröffentlicht werden sollen. „Wir sind eher dafür, wenn sich dadurch die Verunsicherung an den Finanzmärkten legt“, sagte ein Sprecher der Erste Bank.

„Bei einer Veröffentlichung muss man aber beachten, dass sich die Lage für Problembanken verschlimmern könnte“, gibt Michael Ikrath, Generalsekretär des Sparkassenverbands zu bedenken. „Wir haben mit einer Offenlegung aller Daten kein Problem, da wir ertragsstark sind“, betont Ikrath.

Andreas Ecker-Nakamura, Sprecher der Raiffeisen Zentralbank (RZB), ist gegen eine Veröffentlichung, weil Kommentatoren möglicherweise falsche Schlüsse ziehen könnten: „Ein Banken-Stresstest ist wie ein Crashtest für Autos. Am Ende sieht man vor allem verbeultes Blech. Zählen tut aber, ob die Fahrgastzelle intakt ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2010)

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