Von Schönberg bis Gershwin: Die musikalische Moderne war eine merkwürdige Mixtur.
Seit den Jahren um den Ersten Weltkrieg hatte die musikalische Moderne ihre Klauen gewetzt, in den 1920er-Jahren trieb sie erstaunliche Blüten – gedüngt mit einer Mixtur aus unbedingtem Fortschrittsglauben und Reaktion. Die Zeit war unter anderem geprägt durch Arnold Schönbergs Proklamation der neuen Kompositionsmethode „mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“. Diese sollte für eine oder zwei Generationen von Komponisten, die nach 1945 auf den Plan traten, der Ausgangspunkt für Experimente werden, die sich unter dem Rubrum „Serielle Musik“ zum Schreckenswort für Konzertveranstalter und Publikum entwickelten – was die Kluft zwischen Produzierenden und Konsumierenden unüberbrückbar werden ließ. Dabei hatte sich Schönberg vor allem um eine Ordnung im sogenannten atonalen Klangraum bemüht, um, so viel zur Reaktion, klassische Formen wieder zu beleben. Er nutzte sein System nicht, um in neue Räume vorzudringen, sondern um wieder Sonaten- und Variationssätze zu komponieren.
Sein Antipode Strawinsky ging, nachdem er 1913 mit den stampfenden Rhythmen seines „Sacre du printemps“ die später oft so genannte „musikalische Atombombe“ gezündet hatte, in den Zwanzigerjahren den direkten Weg in Richtung Klassizismus, nahm sich barocke Concerti zum Vorbild. Seinem Ballett „Pulcinella“ galt im Mai 1920 vielleicht die erste wichtige Uraufführung der Zwanzigerjahre – Diaghilevs Ballets russes tanzten in Bühnenbildern von Picasso.