176 Tote

Flugzeugunglück im Iran: Maschine soll vor Absturz gebrannt haben

Teile des abgestürzten Flugzeugs
Teile des abgestürzten Flugzeugsimago images/ZUMA Press
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Ein technischer Defekt hat die Maschine Feuer fangen lassen, bekräftige der Iran in einem vorläufigen Bericht am Donnerstag. Unterdessen sollen ukrainische Spezialisten zur Absturzstelle fliegen.

Nach dem Absturz einer ukrainischen Passagiermaschine im Iran mit mehr als 170 Toten geht die Suche nach der Ursache weiter. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sollten Spezialisten aus Kiew in der Nacht zum Donnerstag zur Absturzstelle fliegen. Sie sollen demnach bei der Suche und Identifizierung von Passagieren der Boeing 737 helfen.

"Sie werden auch hinzugezogen, um die Leichen der Ukrainer zu überführen", sagte das Staatsoberhaupt. Auf seine Anweisung hin hatte die ukrainische Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet.

Augenzeugen sahen Feuer

Der Iran hat einem Tag nach dem Absturz einer ukrainischen Passagiermaschine nahe Teheran bekräftigt, dass
eine technische Ursache zu der Katastrophe geführt haben soll. Nach einem vorläufigen Bericht der iranischen Luftverkehrsbehörde, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, brannte das Flugzeug unmittelbar vor dem Unglück. Die Ermittler verweisen auf entsprechende Aussagen von Augenzeugen am Boden verwiesen.

Außerdem hätten das Feuer Augenzeugen in einem anderen Flugzeug gesehen, das in großer Höhe in der Nähe der Unglücksmaschine unterwegs gewesen sei.

„Technischer Defekt“ soll Unglück hervorgerufen haben

"Wegen eines technischen Defekts hat die Maschine Feuer gefangen und dies führte zum Absturz", sagte Verkehrs- und Transportminister
Mohammed Eslami der Nachrichtenagentur Isna am Donnerstag. Spekulationen über einen "verdächtigen" Absturz und Gerüchte über
einen Abschuss der Boeing 737 oder eine Terroroperation seien alle
falsch, sagte der Minister. Wie er zu diesen Erkenntnissen kam,
sagte Eslami nicht.

Die iranischen Behörden hatten bereits kurz nach dem Vorfall von
einem technischen Defekt gesprochen, ohne aber zu erklären, worauf sie sich bei ihrer Einschätzung berufen. Irans Präsident Hassan Ruhabi forderte später vom Verkehrsministerium und der
Luftfahrtbehörde eine lückenlose Aufklärung, wie der
Nachrichtensender Chabar berichtete.

Unterdessen gedenkt die Ukraine der mehr als 170 Todesopfer.
Präsident Wolodymyr Selenskyj habe diesen Donnerstag zum Tag der Trauer erklärt, teilte das Präsidialamt am Donnerstag in Kiew mit. Das Staatsoberhaupt legte in der Nacht Blumen am Kiewer Flughafen Boryspil nieder.

Von Teheran nach Kiew

Die Maschine von Ukraine International Airlines stürzte am Mittwoch kurz nach dem Abflug aus etwa 2400 Metern Höhe auf ein offenes Feld nahe dem Teheraner Vorort Parand ab. Sie war auf dem Weg von Teheran in die ukrainische Hauptstadt Kiew. Nach Angaben beider Länder saßen 176 Menschen in dem Flieger. Hinweise, dass sich auch österreichische Passagiere an Bord befunden hätten, gebe es nicht.

Dem Bericht der iranischen Ermittler zufolge hatte die Maschine vor dem Absturz ein technisches Problem. Es habe keine Funkverbindung mit dem Piloten gegeben, die auf eine ungewöhnliche Situation hingedeutet hätte. Der Flugschreiber und der Voice Recorder, der Gespräche im Cockpit aufzeichnet, seien im Besitz der Ermittler. Die Geräte seien aber beschädigt. An der Untersuchung der Unglücksursache würden ukrainische Experten beteiligt.

Auch westliche Geheimdienste gehen kanadischen Sicherheitskreisen zufolge davon aus, dass die Maschine wegen eines technischen Defekts abgestürzt sei. Es deute darauf hin, dass die Triebwerke überhitzt gewesen seien. Es gebe keine Hinweise darauf, dass das ukrainische Passagierflugzeug im Iran von einer Rakete abgeschossen wurde.

Iran will nicht mit Boeing zusammenarbeiten

Dass der Absturz im Iran geschehen und der Flugzeugbauer ein US-Konzern ist, erschwert die Situation, da die beiden Länder derzeit außenpolitisch auf Konfrontationskurs sind - inklusive iranischer Raketen auf US-Militärbasen im Irak in der Nacht auf Mittwoch. Der Iran hat bereits angekündigt die Blackbox-Daten keinesfalls den USA oder auch der Firma Airbus übergeben zu wollen. Man lud allerdings Vertreter des Unternehmens ein, im Iran gemeinsam die Ursache zu untersuchen.

Weltweit wollen mehrere Fluggesellschaften den iranischen Luftraum umfliegen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte Airlines aus ihrer Heimat bereits vor dem Absturz untersagt, überhaupt noch über den Irak, den Iran, den Persischen Golf und den Golf von Oman zu fliegen.

Der Iran hatte in der Nacht zu Mittwoch US-Militärstützpunkte im Irak mit Raketen angegriffen. Die FAA begründete das Flugverbot für zivile Flugzeuge aus den USA mit der erhöhten militärischen Aktivität und wachsenden politischen Spannungen.

(APA)

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