Wegen des dramatischen Mangels an Ordinationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien will die Ärztekammer fünf neue Kassenstellen ausschreiben – die Gesundheitskasse lehnt ab, der Bedarf müsse erst evaluiert werden. Stadtrat Hacker zeigt sich „fassungslos".
Mit 24 bis 30 zusätzlichen Kassenstellen bezifferte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadtregierung, den Bedarf an Kinder- und Jugendpsychiatern in Wien. Diese Einschätzung ist keine zwei Wochen her. Die Ärztekammer beantragte daher jetzt die Ausschreibung von zunächst fünf neuen Stellen in diesem Fach – auch Bewerber gibt es bereits.
Alle fünf wurden von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) abgelehnt. Ohne Angabe von Gründen, wie der für den niedergelassenen Bereich zuständige Vizepräsident der Ärztekammer, Johannes Steinhart, zur „Presse“ sagt. Er zeigt sich verwundert, schließlich sei der Bedarf an zusätzlichen Kassenstellen unumstritten.
Erst Ende Jänner hatte der Stadtrechnungshof die Versorgungslage in der Wiener Kinder- und Jugendpsychiatrie scharf kritisiert – derzeit gibt es nur sechs Fachärzte mit Kassenvertrag. Steinhart vermutet hinter der Ablehnung jedenfalls Sparzwänge auf Kosten der Patienten.
„Nicht zweckmäßig, über weitere Stellen zu entscheiden"
Auf Nachfrage teilt die ÖGK mit, dass bereits im November 2019 zwei zusätzlichen Stellen in diesem Fach zugestimmt worden sei und diese demnächst besetzt werden sollen. Die Standorte würden erst in den kommenden Wochen feststehen, daher „erscheint es nicht zweckmäßig, über weitere Stellen zu entscheiden, da zunächst evaluiert werden muss, in welchen Gebieten danach noch zusätzlicher Bedarf besteht“.