Opulenz. Haus Duschnitz und Adolf Loos.
Adolf Loos

Hinter der Fassade der Loos-Bauten

Adolf Loos wäre heuer 150 geworden. Eine Veranstaltungsreihe betrachtet ihn deshalb ausnahmsweise – von innen.

Es ist so eine schöne Jahreszahl, da könnte man fast übersehen, dass 2020 zwei runde Geburtstage anstehen in der Sphäre der Gestaltung. Josef Hoffmann ist der eine. Adolf Loos der andere. Auch er wäre 150  Jahre alt geworden, im Dezember. Und wenn man sich eine ­Partylocation für ihn aussuchen würde, wäre es wahrscheinlich Wien. Denn hier liegen die meisten seiner Bauten, aber hier liegt auch der größte Stapel an künstlerischem und schriftlichem Nachlass in den Archiven, in der Albertina und in der Wien-Bibliothek. Das ver­raten zwei, die den Namen Loos und die schöne Jahreszahl 2020 effektvoll gekoppelt haben – zu einem Ver­anstaltungsprogramm: der Architekt Ralf Bock, der sich seit 2001 mit Loos beschäftigt, und Timo Riess, der den Verein Architekturerbe Österreich 2016 gegründet hat.

Innenansichten. Wien ist Wien vor allem auch innen. Von außen betrachtet könnte die Stadt in manchen Straßen inzwischen jede andere mitteleuropäische sein. Aber im Inneren, da zeichnen sich zum Teil auch noch deutliche Charakterzüge ab. Mitskizziert unter anderem ebenso von Adolf Loos. „Die Innenräume von Loos wurden oft noch nicht so sehr berücksichtigt in der Rezeption seiner Architektur“, meint Ralf Bock, „vielleicht auch, weil sie sich im gestalterischen Gegensatz zu den schlichten weißen Fassaden der Moderne nicht so richtig einordnen ließen.“

Haus Steiner von Adolf Loos.
Haus Steiner von Adolf Loos.(c) Philippe Ruault



Dabei sei Loos ein „Meister der Raumstimmung“ gewesen, sagt Bock. Außen geben sich seine Gebäude „bescheiden“, innen gern durchaus opulent. „Dort dürften sie auch den Charakter des Bewohners und Benutzers zeigen, meinte Loos.“

Die großen Ausstellungsinstitutionen mit Architektur-Expertise hätten sich nicht zu großen Darstellungen durchringen können. Im Dezember zeigt das MAK die Schau „Adolf Loos. Privathäuser“. Aber davor ist die Jahreszahl 2020 noch lang in Gebrauch. Deshalb haben Bock und Timo Riess gemeinsam ein Programm zusammengestellt, das Interessierte trotzdem näher zu Loos – oder direkt zu ihm führt, sogar sprichwörtlich. Durch Bocks Kontakte werden verschiedenste Innenräume und Loos-Bauten einmalig zugänglich mit Führ, etwa in die Wohnung Emil Löwenbach im ersten Bezirk, oder ins Haus Duschnitz im 19. „Viele dieser Räume, die sich für unser Veranstaltungsprogramm öffnen, sind nach 100 Jahren noch immer bewohnt“, erzählt Bock. Das Loos-Jahr verlegt die „große“ Loos-Ausstellung somit in die Stadt. Also dorthin, wo ohnehin der permanente Ausstellungsraum der Architektur liegt. Und noch dazu muss man die Schau nicht extra eröffnen. Sondern nur zugänglich machen.

Tipp

„Loos 2020“. Das Programm umfasst vor allem Führungen durch Loos-Bauten und -Interieurs. An verschiedenen März- und April-Terminen. www.loos2020.at

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 28.02.2020)

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