Unnachgiebig an der Außengrenze und großzügig gegenüber Flüchtlingen in der Türkei: So müsste die EU auf Erdoğans Kriseninszenierung antworten.
Diese Krise ist inszeniert wie ein Monumentalfilm. Der Regisseur, Recep Tayyip Erdoğan, lässt dabei Zehntausende Flüchtlinge an der Grenze zu Griechenland aufmarschieren, als wären sie Komparsen in einem megalomanischen Spektakel. Doch Erdoğan ist nicht Cecil B. DeMille, das Niemandsland vor dem griechischen Grenzübergang Kastanies ist nicht Hollywood, und die gestrandeten Migranten sind nicht Statisten, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Der türkische Präsident treibt ein abscheuliches, zynisches Spiel mit der Hoffnung von Männern, Frauen und Kindern, die vor Krieg und Elend geflohen sind.
Seit Jahren hat Erdoğan bei jeder Gelegenheit damit gedroht, Flüchtlingsmassen nach Europa zu schicken, wenn die EU diverse finanzielle und politische Forderungen nicht erfüllt. Jetzt hat der Erpresser seine Drohung wahr gemacht und die türkischen Tore geöffnet. Busweise ließen seine Behörden Migranten an die griechische Grenze karren.