Auf dem Weg nach Griechenland: Flüchtlinge sammeln sich im Grenzgebiet.
Reportage

Türkei plant Showdown an der Grenze

Die Türkei treibt die Eskalation weiter voran: Polizei und Militär drängen Tausende von Flüchtlingen zusammen, um Griechenland zu zwingen, die Grenzen zu öffnen. Ein neue große Aktion könnte unmittelbar bevorstehen. „Die Presse“ berichtet aus dem Grenzgebiet.

„Raus aus dem Bus aber schnell“, brüllt ein türkischer Soldat in Zivil in den Wagen mit Flüchtlingen. „Ihr müsst zum Grenzfluss, nun macht schon, raus!“ Als die Insassen sich weigern, zieht der Soldat seine Pistole. „Keine Widerrede, Schluss jetzt“, befiehlt er. „Am Fluss bringt euch das türkische Militär im Boot nach Griechenland.“ Eine Frau im Fahrzeug bittet ihn, doch Rücksicht auf Kinder zu nehmen und sie weiterfahren zu lassen. Aber der Soldat kennt kein Pardon. „Was kann ich dafür, wenn ihr so viele Kinder habt.“

Diese Szene ist in einem Video zu sehen, das auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kursiert. Alles deutet daraufhin, dass die Bilder authentisch sind. Viele Flüchtlinge werden von türkischen Sicherheitskräften unter Druck gesetzt, um die Grenze nach Griechenland zu überqueren. „Uns sagten Polizisten, entweder deportieren wir euch in den Iran, oder ihr steigt in den Bus, der euch an die Grenze bringt“, erzählt ein junger Mann aus dem Iran, der mit seiner fünfköpfigen Familie unterwegs ist. „Widerspruch war ausgeschlossen.“

Die Türkei inszeniert seit Tagen eine Krise, die es so eigentlich nie gegeben hätte.

Im Bus zur Grenze

Präsident Recep Tayyip Erdoğan will EU und Nato unter Druck setzen. Von Europa fordert er mehr Hilfsgelder für die rund vier Millionen Flüchtlinge in der Türkei und von der Nato militärische Unterstützung in Idlib. In der syrischen Provinz kämpft die türkische Armee gemeinsam mit islamistischen Rebellen gegen das Assad-Regime und dessen Verbündeten Russland.

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