Marvin Krens Mystery-Thriller „Freud“ mit Robert Finster nutzt Freuds Biografie als Grundgerüst für eine schillernde Fiktion.
Feuilleton

Wie Freud die Kunst geprägt hat

Er qualmte Zigarren, er war leutselig, erzählte leicht antisemitische Witze – und kümmerte sich um seine Enkel mehr als um seine Kinder. Sigmund Freud hat Künstler aller Sparten geprägt und inspiriert: Krimis und andere Literatur, Kino, Fernsehen und die bildende Kunst.

Zwei Juden begegnen einander vor dem Badehaus. „Hast du schon ein Bad genommen?“, fragt der eine. „Wieso?“, fragt der andere: „Fehlt eins?“ Der junge Arzt Max Liebermann hat immer wieder Anlass, sich über die Witze seines verehrten Lehrers Sigmund Freud zu wundern: Erstens sind sie nicht wirklich gut und zweitens leicht antisemitisch. In den Krimis des Briten Frank Tallis ist Freud noch nicht der weltberühmte Begründer der Psychoanalyse, sondern ein als obskurer Heiler diffamierter Doktor. In die Zweifel, ob langes Reden eine Kur für schwere Krankheiten sein kann, mischen sich deutlich antisemitische Töne. Schonungslos schildert Tallis die Gesellschaft der Jahrhundertwende, aber er widmet sich auch mit Leidenschaft der schönen Stadt Wien. Die Tourismusverantwortlichen dürfen jubeln. Dem Leser werden Tallis' Geschichten gefallen, weil sie niveauvoller und gründlicher recherchiert sind als viele Wien-Krimis, die sich oft auf Grelles und Klischees beschränken.


Franz Wests Liege. Der Scharfsinn, mit dem Tallis' Figuren Fälle analysieren, wirkt verblüffend. Allerdings ist der Schöpfer der „Liebermann“-Krimis selber klinischer Psychologe, seine Spezialität sind Zwangsstörungen, früher hat er Horror-Romane geschrieben.

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Serie

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