Covid-19

140 bestätigte Coronavirus-Fälle in Österreich, Albertina sagt Eröffnung ab

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AUSTRIA-OPEC-OIL-ENERGY-POLITICSAPA/AFP/ALEX HALADA
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Von den bestätigten Fällen befinden sich die meisten Erkrankten nach wie vor in Niederösterreich und in Wien. Und die Stadt Wien kündigte an, ab sofort eine Million Euro in die Coronavirus-Forschung zu investieren.

Nachdem am Montagvormittag der Fall eines 48-jährigen Innsbruckers bekannt wurde, wurden am Nachmittag 16 weitere positive Coronavirus-Fälle in Tirol gemeldet. Bei 15 Fällen gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang zu einem 36-jährigen Barkeeper aus Norwegen, der vergangene Woche im selben Bezirk positiv auf die Erkrankung getestet worden war, teilte das Land mit.

14 dieser 15 Personen haben offenbar mit dem Norweger gearbeitet. Eine Person stammt aus dem sozialen Umfeld einer nun erkrankten Mitarbeiterin jener Bar in Ischgl, in der der Norweger gearbeitet hatte. Eine weiterer positiver Test wurde indes in der Gemeinde Pettneu am Arlberg verzeichnet. Dieser Fall steht laut Land im unmittelbaren Zusammenhang zu einem weiteren Norweger, der am Donnerstag vergangener Woche positiv getestet worden ist.

Damit hat sich die Zahl der Personen, die in Österreich nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert sind, am Montag im Laufe des Tages von 112 auf 140 Personen deutlich erhöht. Die meisten Fälle gab es laut den Informationen des Gesundheitsministeriums mit Stand 16.00 Uhr mit 36 Betroffenen in Niederösterreich, Wien folgte mit 35.

Die Zahl der bereits wieder geheilten Personen steigt inzwischen jedoch ebenfalls: Bereits neun österreichische Patienten haben das Virus überwunden. Weltweit gibt es inzwischen mehr geheilte Menschen (62.183) als aktuell Infizierte (43.704).

Albertina sagt Eröffnung ab

Eine behördliche Absage von größeren Events steht in Österreich weiter nicht bevor. Die Stadt Wien wünscht sich allerdings vom Bund eine für ganz Österreich gültige Richtlinie, wie man mit sportlichen Großveranstaltungen umgehen soll, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Montag. Derzeit ist die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern, zu der der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zuletzt mit Nachdruck geraten hat, auch in Wien kein Thema.

Dennoch werden bereits jetzt Veranstaltungen vorsichtshalber abgesagt, etwa die für Donnerstag anberaumte Publikumseröffnung der „Albertina Modern“ im renovierten Künstlerhaus. Man könne „die derzeit notwendige soziale Distanz“ zwischen den Besuchern nicht garantieren, hieß es dazu aus dem Museum. Die Eröffnung finde nun nur im kleinen Kreis der Leihgeber sowie der Künstler statt, gab die Albertina am Montag bekannt.

Die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) werden am Dienstag in Wien, Linz und Graz aber wie geplant demonstrieren. Ebenso soll der Vienna City Marathon laut Veranstaltern wie gehabt am 19. April stattfinden.

Fieberkontrollen ab Dienstag

Ab Dienstag wird in Kärnten und in Tirol an den Grenzübergängen zu Italien Fieber gemessen. Damit soll die Einschleppung des Coronavirus aus dem besonders stark betroffenen norditalienischen Raum verhindert werden.

In Kärnten werden mehrmals in der Woche in den Bezirken Hermagor und Villach-Land punktuelle und unangekündigte Kontrollen vorgenommen. Zumindest ein zehnköpfiges mobiles Team wird dort im Einsatz sein. Die Temperatur wird ein Behördenvertreter messen, acht Polizisten sind mit Verkehrsleitungsmaßnahmen und Eskortierungen und allenfalls nötiger Ausübung behördlicher Befehls- und Zwangsgewalt betraut. Ein Amtsarzt ist zur Abnahme von Abstrichen ermächtigt.

In Tirol sind ab Dienstagvormittag zwei mobile Gesundheitscheck-Teams am Brenner - an Autobahn, Landesstraße und im Zugverkehr - sowie an den Grenzen Sillian und Reschenpass unterwegs und werden punktuelle Gesundheitskontrollen vornehmen. Neben stichprobenartigen Temperaturmessungen müssen Betroffene auch ausgearbeitete Standardfragen beantworten, etwa dazu, ob die Reise aus einem Risikogebiet angetreten wurde und ob die kontrollierten Personen grippeähnliche Symptome aufweisen.

Auch ohne Kontrollen ist das Verkehrsaufkommen von Österreich in Richtung Italien ist in den vergangenen Tagen deutlich zurückgegangen, meldete die Asfinag. 

Spital-Teilsperre

In der Steiermark hat das LKH Hartberg die interne Abteilung geschlossen, nachdem eine Mitarbeiterin am Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet worden war: 34 (der 500) Spitalsmitarbeiter, die mit der Frau Kontakt hatten, bleiben vorsorglich zuhause, auch 23 Patienten werden beobachtet. Termine in der internen Abteilung für die kommenden zwei Wochen wurden abgesagt, im restlichen Spital bleibt der Betrieb aber aufrecht.

Vorerst keine Urlaubssperre gibt es – entgegen Medienberichten – für Ärzte und Pflegepersonal an den städtischen Wiener Krankenhäusern: „Der Wiener Krankenanstaltenverbund hat bis dato keine generelle Urlaubssperre“ ausgesprochen, heißt es. „Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit Covid-19 aber natürlich sehr genau. Wir sind eng in die Stabsarbeit der zuständigen Behörden eingebunden und bewerten die Lage tagesaktuell.“

Keine Freigänge

Eine weitere Maßnahmen hat die Justizanstalt Josefstadt beschlossen: Um zu verhindern, dass sich Insassen auf Freigängen infizieren und das Virus in die Justizanstalten bringen, werden Aus- und Freigänge in der Justizanstalt Josefstadt ab sofort nur mehr „bei dringenden und zwingend notwendigen Gründen“ genehmigt. Schon länger sind Häftlingsbesuche wegen des Coronavirus' nur mehr „hinter Glas“ erlaubt – Besucher und Insassen sind dabei durch eine Glasscheibe getrennt. Bei jedem, der Zutritt in den Besuchsbereich begehrt – das betrifft auch Richter, Staatsanwälte und Verteidiger – wird zuerst Fieber gemessen.

59 Österreicher sitzen auf Malediven fest

Indes sitzen derzeit 59 Österreicher auf der zu den Malediven gehörenden Insel Kuredu fest, da in ihrem Hotel bei mehreren italienischen Gästen Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus besteht. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung „Österreich“ (online) bestätigte das Außenministerium am Montag.

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Die Quarantäne dürfte für 14 Tage gelten. Die Regierung der Malediven habe dem österreichischen Außenministerium zufolge signalisiert, die Kosten zu übernehmen.

Stadt Wien investiert eine Million Euro in Forschung

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte am Montag indes an, eine Million Euro für Forschungszwecke zum Coronavirus zur Verfügung zu stellen. Die Mittel des medizinisch-wissenschaftlichen Fonds der Stadt Wien seien ab sofort abrufbar. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf die Ausbreitungsmöglichkeiten des Virus gelegt werden.

Bereits in der ORF-„Pressestunde“ am Sonntag formulierte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) das Ziel, die Ausbreitung des Coronavirus bis nach Ende der aktuellen Grippewelle zu verzögern. Er deutete als mögliche Maßnahme unter anderem die vorübergehende Schließung von Schulen und Kindergärten an. Diese seien derzeit aber nicht angedacht, hieß es am Montag aus dem Einsatzstab des Innenministeriums, da die Situation in Italien mit jener in Österreich nicht vergleichbar sei, wie Sprecher Detlef Polay verlautbarte. Auch eine Absage von Großveranstaltungen sei in Österreich derzeit kein Thema.

In der Lombardei spitzte sich die Lage am Wochenende zu, nachdem innerhalb eines Tages mehr als 100 Personen am Virus starben. Die ganze Region wurde de facto abgeriegelt, wo sich aktuell 54 Prozent aller italienischen Fälle befinden.

4000 Österreicher in Norditalien

Dennoch befinden sich in Norditalien dem Außenministerium zu Folge derzeit rund 4000 Österreicher. In den unter Quarantäne gestellten Roten Zonen halten sich neben heimischen Touristen etliche Auslandsösterreicher auf, die ihren Lebensmittelpunkt nach Norditalien verlagert haben. Urlauber, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, sollten aber vorerst keine Probleme haben. Im Moment habe man keine Informationen, "dass es Schwierigkeiten beim Rauskommen gibt", sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Eine Karte der WHO zeigt die weltweite Ausbreitung des Virus in Echtzeit. Zu beachten ist, dass in den Fallzahlen auch die bereits wieder geheilten Menschen inkludiert sind.

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(Red.)

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