Während die US-Armee mit dem Rückzug ihrer Truppen aus Afghanistan begonnen hat, will der Präsident Ghani durch die Freilassung den Weg für Friedensgespräche mit den Taliban ebnen.
Der afghanische Präsident Ashraf Ghani will Insidern zufolge noch in dieser Woche die Freilassung von mindestens 1000 Taliban-Kämpfern ankündigen und damit den Weg für direkte Friedensgespräche mit den militant-islamistischen Taliban ebnen. Es werde einen Erlass geben, der die Freilassung von älteren Taliban-Gefangenen vorsehe, sagten zwei mit dem Vorhaben vertraute Personen.
Die Taliban haben als Vorbedingung für Gespräche mit der Regierung gefordert, 5.000 Gefangene auf freien Fuß zu setzen.
Rückzug der US-Armee begonnen
Die USA und die Taliban hatten Ende Februar ein Abkommen geschlossen, das einen Abzug aller ausländischen Truppen aus dem Land binnen 14 Monaten vorsieht. Dazu müssen aber bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Nach offiziellen Angaben hat die US-Armee aber bereits mit dem Rückzug aus Afghanistan begonnen. Das gab der Sprecher der US-Truppen in Afghanistan, Sonny Leggett, am Montag bekannt. Das Abkommen zwischen den USA und den Taliban sieht vor, dass die USA ihre Truppenstärke in Afghanistan binnen 135 Tagen von rund 13.000 auf 8.600 reduzieren.
Die Vereinbarung hat Hoffnungen auf ein Ende des seit 18 Jahren andauernden Krieges in Afghanistan geschürt, in dem Zehntausende Menschen getötet wurden. In dem Abkommen war auch festgehalten worden, 5000 Häftlinge freizulassen. Ghani hat dies aber zurückgewiesen.
Ghani war Montag in Kabul für eine zweite Amtszeit vereidigt worden. Sein Rivale Abdullah Abdullah hielt allerdings parallel eine eigene Zeremonie zur Amtseinführung ab. Auch er war bei der Präsidentenwahl im September angetreten und reklamiert den Sieg ebenso wie Ghani für sich. Der Streit hat das Land kurz vor den geplanten Friedensgesprächen zwischen Regierung und Taliban in eine innenpolitische Krise gestürzt.
(APA/Reuters)