Schutzmaßnahme

Wien Energie-Fachkräfte isolieren sich freiwillig

Wien Energie
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53 Mitarbeiter wurden von der Außenwelt abgeschnitten und verbringen die nächsten Wochen in Wohncontainern.

Schon Anfang der Woche beteuerten Österreichs Energie-Unternehmen: Die Versorgung der Österreicher mit Strom und Wärme sei gesichert. Man wolle vor allem Schlüsselpersonal schützen, um einen weiteren Betrieb zu gewährleisten. Wie genau das aussieht, hat etwa Wien Energie nun bekannt gegeben. So haben sich am Freitag 53 Mitarbeiter isoliert und von der Außenwelt abgeschnitten, um eine Ansteckung mit allen Möglichkeiten zu verhindern. 

Die Mitarbeiter haben sich freiwillig bereit erklärt, für die kommenden Wochen von ihren Familien zu trennen, sagt Unternehmenssprecher Boris Kaspar zur „Presse“. „Sie bleiben dort, bis die Krise ausgestanden ist“. 

Wohnen würden sie nun direkt bei vier Standorten  - dem Kraftwerk Simmering sowie den drei Müllverbrennungsanlagen Flötzersteig, Spittelau und Simmeringer Heide  -  in eigens dafür aufgestellten Wohncontainern, oder Besprechungszimmern, die zu Schlafsälen umgebaut wurden. Die Einrichtung ist spartanisch, außer Einzelbetten - immerhin mit echter Matratze - und Spinden befindet sich nicht viel in den Räumlichkeiten.  Etwas Kücheneinrichtung und Waschmaschinen wurden besorgt. „Ein Schichtarbeiter übernimmt sogar die Kochaufgaben für seine Kollegen“, sagt Alexander Kirchner, der für alle Erzeugungsanlagen von Wien Energie verantwortlich ist. Zudem würden allen Mitarbeitern arbeitspsychologische Betreuung zur Verfügung stehen.

Ins Freie können die Mitarbeiter Kaspar zufolge schon, allerdings in nur kleine, abgetrennte Bereiche. Spaziergänge oder ähnliches sind damit nicht möglich. „Sie haben absolut keinen Kontakt zur Außenwelt."

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Bereits mit dem ersten bestätigten Corona-Fall in Österreich habe die Planung für die Isolation begonnen, sagt Kaspar. Es seien allesamt Top-Fachkräfte, die nahezu unersetzbar seien. „Wir brauchen diese Menschen“, denn in Österreich gebe es nicht viele Kraftwerksspezialisten. Man könne es sich nicht leisten, dass sie gleichzeitig krank werden. „Umso froher sind wir, dass die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich zu isolieren, so groß war.“

Vor Beginn der Isolation seien alle Mitarbeiter zunächst zwei Wochen in Heimquarantäne gewesen, um sie abschließend auf das Coronavirus zu testen. Alle waren negativ.

Einrücken, wenn alle anderen ausfallen

Der Abschied von den Familien sei emotional gewesen. „Es ist schon eine besonders schwere Entscheidung, sich auf unbestimmte Zeit von seinen Lieben zu verabschieden“, erzählt der 24-jährige Schichtarbeiter Steven Schacher. Er und fünf seiner Kollegen wohnen jetzt auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig. Parallel läuft derzeit die Schicht normal weiter. Die isolierten Mitarbeiter rücken dann ein, wenn es sonst keiner mehr könnte.

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Aber auch die restlichen Mitarbeiter sollen bestmöglich geschützt werden. Dienstpläne wurden so angepasst, dass eine kontaktlose Übergabe zwischen den Schichten möglich ist. 80 Prozent der Mitarbeiter arbeiten im Home Office. Die Servicezentren Spittelau und Guntramsdorf wurden  geschlossen, der Kundenservice ist weiterhin über die Wien Energie-Website sowie telefonisch erreichbar. Bautätigkeiten und Störungseinsätze werden nur dann durchgeführt, wenn sie der Erhaltung der Versorgungssicherheit dienen.

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