Sie schlichten Regale, liefern Pakete, betreuen Kinder: Manche Berufsgruppen sind durch die Coronakrise plötzlich ins Rampenlicht gerückt. Die Entlohnung entspricht aber nur selten ihrer gesellschaftlichen Relevanz, wie der Gehaltsvergleich zeigt.
Die Coronakrise legt derzeit die Bedeutung von bestimmten Bereichen des Zusammenlebens offen, die im Alltagstrott bisweilen übersehen werden. Ob im Gesundheitssystem, dem Einzelhandel oder der Kinderbetreuung - derzeit merken wir deutlich, wer das „System“ und damit das gesellschaftliche Leben aufrechterhält. Nämlich jene „Berufe, die seit Jahren für Personalmangel, geringe Wertschätzung, unbezahlte Überstunden und vergleichsweise niedrige Bruttolöhne bekannt“ waren, wie ein Leser des „Münchner Merkurs“ kürzlich kommentierte.
„Die Presse“ hat Menschen getroffen, die in der Krise Außergewöhnliches leisten:
Ein Blick auf den Gehaltskompass des AMS zeigt, dass sich die gesellschaftliche Bedeutung dieser „Helden des Alltags“ tatsächlich nicht immer auch in monetären Maßstäben ausdrückt (die Liste systemrelevanter Berufe ließe sich noch weiter fortsetzen und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Quelle: https://www.gehaltskompass.at/):
So rangieren vor allem Berufe, die für die Sicherstellung der Versorgung (Lastkraftwagenfahrer, Kassierer) unabdingbar sind, eher am unteren Ende der monatlichen Einstiegsgehälter. Auch die überlebensnotwendigen Gesundheitsberufe zählen nicht gerade zu den Top-Verdienern. Dass diese teils niedrige Entlohnung jedoch immer öfter kritisch hinterfragt wird, zeigt der Umstand, dass derzeit Hashtags wie #systemrelevant in den Social Media im Trend liegen.
Boni in Form von Gutscheinen
Um den Systemerhaltern in einer quarantänetauglichen Form Danke zu sagen, hallt nun vielerorts täglicher Applaus von Balkonen, Terrassen und Fenstern in die Abendluft. Dabei wurde der Ruf nach fairer Entlohnung ebenfalls lauter. Applaus sei nett, heißt es. Was es brauche sei jedoch finanzielle Wertschätzung.
Um diese auch monetär auszudrücken, haben Einzelhandelsketten wie Spar und Rewe nun angekündigt, Prämien an ihre Mitarbeiter auszuschütten. Spar habe bereits drei Millionen Euro an besonders betroffene Mitarbeitergruppen ausgezahlt, heißt es auf „Presse“-Anfrage. Diese Zahlungen werden allerdings in Form von Gutschriften auf der „Treuebonuskarte“ der Mitarbeiter getätigt, mit der diese bei Spar vergünstigt einkaufen. Auch bei Rewe (Billa, Merkur, Penny, Bipa) soll allen 40.000 Beschäftigten in den Filialen, Lagern und der Logistik in den nächsten Tagen ein „Danke-Bonus in Form von Gutscheinen“ zukommen, wie Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher gegenüber der „Presse“ erklärt.
Angesichts der hohen Mitarbeiterzahlen bleibt jedoch auch bei Millionenbeträgen jedem Einzelnen womöglich nicht so viel wie es sich zunächst anhört. Fraglich bleibt, ob Prämien wie diese nicht eher der Imagepflege der Konzerne dienen: So berichtet eine Spar-Filialleiterin der „Presse“ von etwa 70 Euro Gutscheinwert, den sie durch den Bonus erhalten habe. Inwiefern solche „Prämien“ die Mitarbeiter tatsächlich monetär aufwiegen, sei dahingestellt. Ein Vorzeigebeispiel könnte deshalb Frankreich sein, wo Supermärkte derzeit 1000 Euro direkt an jeden Mitarbeiter ausbezahlen. Ähnliches scheint auch in Österreich denbkar: Die österreichische Bundesregierung hat am Mittwoch jedenfalls angekündigt, die Boni heimischer Supermärkte ebenfalls nicht besteuern zu wollen.