Home-Staging

Wohnen, und die Welt schaut zu

Herzeigbar, aber etwas unpersönlich: Kanye West entwarf die minimalistischen Wohnräume für seine Celebrity-Familie.
Herzeigbar, aber etwas unpersönlich: Kanye West entwarf die minimalistischen Wohnräume für seine Celebrity-Familie.YouTube.com/Architectural Digest
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Die Sichtbarmachung des Privaten macht dank Videokonferenzen im Home-Office auch vor den Wohnverhältnissen nicht halt. Einblicke in Eigenheime mehren sich – und geben Aufschluss über die Psychologie des Wohnens.

„Das Geheimnis einer Wiener Wohnung ist fast nicht zu lüften“, schreibt Ingeborg Bachmann in ihrem „Todesarten“-Romanfragment „Der Fall Franza“. Und weiter: „Auch für die besten Freunde eines Menschen nicht, und die Leute, die es wagten, Leute einzuladen, die waren neureich, altreich und hatten nichts zu verbergen und Badezimmer, in die man Gäste führen konnte ( . . . )“ Das war 1966. Dass sich seither in diesen einst unlüftbaren Wohnräumen die Situation ästhetisch gebessert hat, ist anzunehmen. In jüngerer Vergangenheit hat wohl auch die Tendenz zu sogenanntem Self-Broadcasting in sozialen Medien zu dieser Öffnung beigetragen.

Waren bis vor Kurzem noch in erster Linie Immobilienunternehmen und Airbnb-Anbieter die Abnehmer von professionellem Home-Staging – also der meist eher sterilen Behübschung von nicht ganz persönlich gestalteten Wohnräumen –, so hat sich die Situation bedarfsseitig nun verändert. Videotelefonate gehören in der Heimisolierung zu den gängigsten Kommunikationsformaten: Man möchte auch visuell in Kontakt bleiben. Zugleich verlagert sich das Berufsleben vermehrt in das Private, allerorts wird Home-Office praktiziert. Und Geschäftspartner, die an einer Videokonferenz teilnehmen, bekommen nun nicht den anonymen Hintergrund anderer Videokonferenzzimmer zu sehen, sondern eben jene Räume, die man zuvor nur jenen zeigte, die man die Schwelle zum Zuhause übertreten ließ.

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